Ein Impfstoff ist in Sicht, doch vorerst prägen die Corona-Massnahmen den Schweizer Alltag. Und auch über die Festtage sieht es wenig rosig aus. Die Nachbarländer planen aber teilweise Ausnahmen: Deutschland etwa will über Weihnachten kurzzeitig Treffen mit maximal zehn statt fünf Personen erlauben.
Und Madrid möchte den Beginn der nächtlichen Ausgangssperre über Neujahr auf 01.30 Uhr verschieben – was allerdings in Spanien höchst umstritten ist. Andere sind wiederum strenger. In den Niederlanden etwa wird es kein Feuerwerk geben, um das neue Jahr einzuläuten – Böller sind verboten.
Gilt die Sperrstunde auch an Silvester?
Und in der Schweiz? Laut «20 Minuten» schlägt Otto Kölbl, Forscher der Uni Lausanne und Mitglied der derzeit inaktiven Covid-19-Taskforce des deutschen Innenministeriums, Ausnahmen auch hierzulande vor. Sofern die Zahlen weiter sinken, könne sich die Schweiz punktuelle Lockerungen erlauben. Konkret schwebt ihm vor, etwa an Silvester die Sperrstunde nach hinten zu schieben und kurzzeitig ein Treffen von mehr als zehn Personen zu erlauben.
Aktuell müssen schweizweit sämtliche Restaurants ab 23 Uhr schliessen – so will es der Bundesrat. Die Kantone dürfen strenger sein, aber nicht lockerere Massnahmen erlassen. So hat etwa der Kanton Zürich klargemacht, dass Silvester-Ausnahmen zur Zeit kein Thema sind.
Bund plant Massnahmenpaket
Die Sperrstunde zu verschieben, damit man an Silvester auch tatsächlich um Mitternacht in der Beiz auf das neue Jahr anstossen kann, wäre Sache des Bundesrates. Gesundheitsminister Alain Berset (48) hat angekündigt, dass ein Festtagspaket in Planung ist: Ein besonderes Massnahmenpaket für die Weihnachtszeit und die Wintermonate werde diskutiert.
Wie das genau aussehen soll, lässt Berset offen. Nach Lockerungen klingt es allerdings nicht: «Schon einzelne Ereignisse könnten wieder zu einem starken Anstieg der Fälle führen», so der SP-Bundesrat. Das habe man etwa in Kanada nach Thanksgiving beobachtet.
Marcel Tanner, Epidemiologe und Mitglied der wissenschaftlichen Covid-Taskforce des Bundes, warnt in «20 Minuten» vor Lockerungen. Denn auch eine kurze Pause in den Massnahmen könne zu einem Neuanstieg der Infektionen führen – und damit dazu, dass der erkämpfte Rückgang der Zahlen verspielt wird: «Erfolge können verloren gehen. Setzt man solche Zückerchen, kann ein Jo-Jo-Effekt die Folge sein.» (gbl)