Natalie Rickli greift Berset an
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Risikoanalyse nicht geliefert:Rickli greift Berset an

Bund habe Risikoanalyse nicht geliefert
Natalie Rickli greift Berset an

Eine Risikoanalyse des Bundes schätzt das Ansteckungsrisiko bei Cluböffnungen als hoch ein. Davon habe sie nichts gewusst, wettert SVP-Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli auf Twitter. Und attackiert damit Alain Berset.
Publiziert: 30.06.2020 um 10:10 Uhr
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Aktualisiert: 09.07.2020 um 20:28 Uhr
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Im Zürcher Nachtclub Flamingo hat ein Mann vor einer Woche mehrere Personen angesteckt.
Foto: STEFAN BOHRER
Ruedi Studer

Der gestrige Corona-Krisengipfel von SP-Bundesrat Alain Berset (48) blieb ohne konkrete Resultate. Berset sieht derzeit die Kantone in der Pflicht. Diese hingegen scheuen sich vor einem Alleingang – etwa wenn es um die Maskenpflicht im ÖV geht. Doch auch beim Partydebakel wagen sie es bisher nicht, konsequent durchzugreifen.

Lieber wird die heisse Kartoffel herumgereicht, die Verantwortung abgeschoben. So auch im Kanton Zürich. Ein Paradebeispiel dafür liefert gerade SVP-Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli (43), die in ihrem Kanton den ersten Superspreader-Fall in einem Club hatte.

Auf Twitter pflaumt sie Alain Berset an: «Leider hat es der Bundesrat unterlassen, diese Analyse den Kantonen zukommen zu lassen. Bitte nachliefern», schreibt sie da an die Adresse des Bundesamts für Gesundheit, welches Berset untersteht.

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Rickli bezieht sich dabei auf eine Risikoanalyse vom April, welche der Netzaktivist Hernâni Marquez vom Bund via Öffentlichkeitsgesetz herausgefordert hatte. Das Dokument machte er auf Twitter publik.

In dieser Analyse kommt der Bund zum Schluss, dass das Ansteckungsrisiko in Bars, Clubs oder Diskotheken als «hoch» einzuschätzen ist. Schutzmassnahmen könnten kaum getroffen werden, die Distanzregeln seien kaum anwendbar. Ein ähnlich hohes Risiko sieht die Analyse etwa bei körperbezogenen Dienstleistungen in Massagesalons, Tattoostudios oder Bordellen.

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Berset kannte das Risiko

Berset war sich also bewusst, dass die Cluböffnungen ein Risiko bedeuten. Das räumte er nach dem Krisengipfel auch ein. Man sei das Risiko eingegangen unter der Annahme, dass die Listen für das Contact Tracing stimmen würden – das war in Zürich nicht der Fall. Zum Superspreader-Debakel sagt er: «Ich bin schon etwas überrascht, dass es so schnell gegangen ist.»

Trotzdem macht es sich Rickli zu einfach, wenn sie die Verantwortung nun auf dem Bund abschiebt. Rickli selbst nahm auch am Krisengipfel vom Montag teil. Und schon vorher standen Bund und Kantone in regelmässigem Austausch. Dass Cluböffnungen ein hohes Risiko bedeuten, dürfte sie also auch ohne das fragliche Analysepapier des Bundes gewusst haben. So warnte die wissenschaftliche Taskforce schon längst vor einer zu raschen Lockerung – gerade auch in den Clubs.

Zürich wollte rasche Lockerung

Und: Es waren die Kantone – allen voran der Kanton Zürich – die auf eine rasche Lockerung drängten. Schon zu Beginn der Corona-Krise glänzte der Kanton mit einer laschen Haltung. Als der Bundesrat eine Veranstaltungs-Obergrenze von maximal 1000 Teilnehmern anordnete, zogen zahlreiche Kantone rasch eine tiefere Limite – nicht so der Kanton Zürich.

Mit dem Wechsel von der ausserordentlichen zur besonderen Lage stehen die Kantone wieder stärker in der Pflicht. Und sind für die Kontrolle der Schutzmassnahmen verantwortlich. Beim Superspreader-Fall in Zürich hat das nicht geklappt. Dass Rickli nun die Ahnungslose gibt, sieht da schon fast wie ein Ablenkungsmanöver aus.

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