«Bin etwas überrascht, dass es so schnell ging»
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Berset über neue Hotspots:«Bin etwas überrascht, dass es so schnell ging»

Berset über Club-Debakel und neue Hotspots
«Bin etwas überrascht, dass es so schnell ging»

Die Kantone werden in den kommenden Tagen verschiedene Corona-Verhaltensregeln wie etwa eine Maskentragpflicht im öffentlichen Verkehr diskutieren. Entschieden ist noch nichts. Dies sagte Bundesrat Berset nach einem Treffen mit den Gesundheitsdirektoren.
Publiziert: 29.06.2020 um 18:02 Uhr
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Aktualisiert: 02.07.2020 um 21:16 Uhr
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Junge Partygänger haben das Coronavirus vor kurzem aus Serbien ins Graubünden gebracht.
Foto: Hans Lucas via AFP

Am Ende ging es ganz schnell: Den ganzen Tag über war über den «Krisengipfel» zwischen Bundesrat Alain Berset (48) und den Gesundheitsdirektoren spekuliert worden. Doch die Sitzung dauerte nicht lange. Nur etwas mehr als eine Stunde, dann verliessen die Regierungsräte, unter anderem auch die Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli (43), den prunkvollen Bernerhof und machten sich auf den Heimweg. Und auch Bundesrat Berset wollte frühen Feierabend und zog kurzerhand die Medienkonferenz um eine Viertelstunde vor – zur Überraschung der Journalisten.

An der Medienkonferenz versuchte Berset zu relativieren: Ein organisatorisches Treffen sei es gewesen, kein Krisengipfel. Die Kantone werden in den kommenden Tagen verschiedene Corona-Verhaltensregeln wie etwa eine Maskentragpflicht im öffentlichen Verkehr diskutieren. Darauf haben sich Gesundheitsminister Berset und die Kantonsvertreter geeinigt. Zurzeit bleibt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) bei der dringenden Empfehlung, im öffentlichen Verkehr eine Maske zu tragen, wenn es viele Leute hat und der Abstand nicht eingehalten werden kann.

Diskussionen über Masken im ÖV

Laut dem Basler Regierungsrat Lukas Engelberger (45), Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektoren (GDK), funktioniert das Maskentragen im öffentlichen Verkehr noch ungenügend. Er appellierte deshalb an Eigenverantwortung und Solidarität.

Die Kantone könnten eine Maskenpflicht anordnen. Die aktuell geltende «besondere Lage» erlaubt dies. Und auch Berset erinnerte immer wieder daran, dass die Hauptverantwortung für die Verhinderung eines Wiederanstiegs der Corona-Fälle bei den Kantonen liege. Doch man wird den Eindruck nicht los, dass sich Bund und Kantone die heisse Kartoffel zuspielen. Niemand will die Maskentragepflicht – die eine Abkehr von der so viel betonten Freiwilligkeit darstellen würde – verordnen. Diesen Vorwurf wies der oberste Gesundheitsdirektor Engelberger auf BLICK-Nachfrage jedoch zurück. «Die Kantone stellen sich sehr aktiv der Herausforderung», erinnerte Engelberger und betonte das Contact Tracing und die Betriebskontrollen.

Kürzere Öffnungszeiten oder mehr Polizeikontrollen?

An einer Party am Wochenende im Zürcher Club Flamingo steckte ein sogenannter Superspreader mehrere Leute mit dem Coronavirus an. Die Contact-Tracing-Listen waren aber unvollständig oder falsch, was die Nachverfolgung verkomplizierte – etwas was auch Bundesrat Berset nervt: Dass die Club-Öffnung ein Risiko war, wusste der Bundesrat. Man sei das Risiko trotzdem eingegangen. Aber: «Wir haben in der Annahme gearbeitet, dass die Listen stimmen.» Wenn diese falsch seien, sei das ein Problem. «Ich bin schon etwas überrascht, dass es so schnell gegangen ist.»

Man habe auf die Kooperationsbereitschaft mit Clubgästen und -betreibern gesetzt, ergänzt Regierungsrat Engelberger. Wenn man aber nun sehe, dass das nicht funktioniere, werde man den Rahmen für die Clubs enger ziehen. Dazu habe man Möglichkeiten, sagte der GDK-Präsident und erwähnte kürzere Öffnungszeiten oder mehr Polizeikontrollen.

«Wir bewegen uns weiterhin in einer Pandemie»

Viele Fälle werden zudem aus dem Ausland in die Schweiz «importiert». Berset will allfällige Massnahmen an den Grenzen – zum Beispiel Fiebermessen oder gar Quarantänen – mit anderen Ländern koordinieren. Am Montag meldete das BAG in der Schweiz und in Liechtenstein 35 neue Ansteckungen mit dem Coronavirus. Der Bundesrat beobachte die Lage laufend, sagte Berset. Derzeit werde intensiv getestet. Das sei mit ein Grund, weshalb es aktuell etwas mehr positive Fälle gebe. Es gäbe aber keinen Grund zur Panik, so Berset.

«Wir bewegen uns weiterhin in einer Pandemie», erinnerte der Gesundheitsminister. Er appellierte erneut an die Disziplin und Eigenverantwortung der Bevölkerung. Distanz halten und Hygieneregeln einhalten seien zentral. Die Situation bleibe anspruchsvoll, sagte Engelberger. Er beobachte «Anzeichen der Ermüdung» der Bevölkerung. Die Regeln müssten wieder allen klargemacht werden. «Ich bin kein Surfer, mein Ziel ist es, in diesem Sommer eine zweite Welle zu verhindern.» (brb/SDA)

MK Berset Krisengipfel
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