Zürcher Behörden wollen Club Flamingo schliessen
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Nach Superspreader-Event:Rickli droht, Clubs wieder zu schliessen

Nach Superspreader-Event in Zürich
Rickli droht, Clubs wieder zu schliessen

Im Kanton Zürich ist es zum ersten «Superspreader-Event» gekommen. 300 Personen befinden sich nach einem Club-Besuch in Quarantäne. Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli zeigte sich an einer Pressekonferenz überhaupt nicht zufrieden mit Club-Besitzern und Partygängern.
Publiziert: 27.06.2020 um 19:12 Uhr
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Aktualisiert: 29.06.2020 um 06:23 Uhr
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Im Kanton Zürich hat ein Mann mehrere Personen in einem Club angesteckt. (Symbolbild)
Foto: LAURENT GILLIERON

Am 21. Juni feierten Partygänger im Zürcher Club «Flamingo». Unter den Gästen: Mindestens ein Corona-Infizierter. 4 Tage später wurde der Mann positiv getestet, fünf weitere Gäste erhielten kurz darauf denselben Bescheid. Zürich hatte seinen ersten Superspreader-Event. Rund 300 Personen wurden anschliessend laut Kanton aufgefordert, in Quarantäne gehen zu müssen.

Am Sonntag hat der Kanton Zürich über den aktuellen Stand informiert. Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli machte an einer Pressekonferenz keinen Hehl daraus, wie enttäuscht sie von den Clubbesitzern und Party-Gängern ist. «Die Sensibilisierung hat überhaupt nicht funktioniert», sagt Rickli. Es seien falsche Email-Adressen angegeben worden, zudem sei das Contact-Tracing-Team beschimpft und beleidigt worden. «So können wir natürlich kein Contact Tracing aufbauen.»

Rickli droht, Clubs wieder zu schliessen
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Nach Superspreader-Event:Rickli droht, Clubs wieder zu schliessen

Rickli verweist auch auf Bilder und Videos auf Social Media, die zeigen würden, dass die Menschen die Abstandsregeln nicht einhalten.

Kantonsärztin kritisiert Club-Besitzer scharf

Kantonsärztin Christiane Meier kritisiert an der Pressekonferenz den Clubbesitzer. Nachdem der Kanton am Freitag vom Infizierten erfahren habe, sei der Besitzer erst am nächsten Tag erreichbar gewesen. Kurz zuvor hatte die Gesundheitsdirektion ihn noch für sein «vorbildliches Verhalten» gelobt.

Gegenüber Blick TV wird Meier noch deutlicher: «Einiges deutet darauf hin, dass wir nicht die richtige Liste erhalten haben. Dass mehr Besucher im Club waren, als angegeben worden waren.» Warum das so ist, weiss Meier nicht. «Es ist aber die Vorgabe, dass maximal 300 Leute im Club sein dürfen. Unsere Liste hatte genau 298 Namen darauf.»

Rund ein Drittel der Adressen falsch

Meier sagt, nachdem man die Liste mit den Gästen erhalte habe, habe man alle eine E-Mail geschrieben und die Gäste aufgefordert, in Quarantäne zu gehen. Dabei habe man feststellen müssen, dass rund ein Drittel der Adressen falsch sei. Meier ruft besonders die jungen Menschen dazu auf, sich an die Regeln zu halten und richtige Angaben zu machen.

Natalie Rickli sagt, trotz der Vorkommnisse werde man die Clubs vorerst nicht schliessen. Würde es aber weitere solcher Superspreader-Events geben, habe man keine andere Möglichkeit. Nächste Woche wolle man sich mit der Bar- und Club-Kommission zusammensetzen und klar machen, was man erwarte. Sie hofft, dass die Bevölkerung und die Club-Besitzer in Zukunft kooperativer sind. Sie fordert die Clubs auf dafür zu sorgen, dass künftig keine Falschangaben mehr gemacht werden können. «Es braucht in Bars und Clubs eine Kontrolle, bei der man die ID zeigen muss», sagt Rickli zu Blick TV.

Die Zürcher Bar- und Club-Komission nimmt gegenüber BLICK keine Stellung. Man wolle zuerst ein Treffen mit dem Kanton abwarten.

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«Superspreader» in Zürich:Mann steckt bei Clubbesuch Gäste an

Infizierte waren noch in anderen Clubs

Laut dem «Tages-Anzeiger» waren drei der sechs positiv Getesteten den ganzen Tag gemeinsam in Zürich unterwegs gewesen: «Wir waren mindestens noch in zwei weiteren Clubs», sagt einer davon, der allerdings anonym bleiben will. Sie seien auch in Restaurants und am See gewesen, waren schon ab dem Mittag in der Stadt unterwegs. Wo genau, will der Corona-Positive nicht erzählen.

Sogenannte Superspreader sind erkrankte Personen, die aus unbekannten Gründen sehr ansteckend sind. (vof)

Superspreader-PK

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