Corona-Krise setzt ihnen zu
Parlament kämpft für die mentale Gesundheit von Jugendlichen

Die Corona-Krise hat dem mentalen Zustand von so manchem Jugendlichen zugesetzt. Im Parlament will man nun dagegen vorgehen. Heute entscheidet das Parlament über einen entsprechenden Vorstoss.
Publiziert: 16.06.2021 um 08:10 Uhr
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Die Corona-Krise setzt vielen Jugendlichen mental stark zu.
Foto: AFP
Aline Leutwiler

Antriebslos, müde, erschöpft. Die Corona-Krise setzt vielen Jugendlichen mental stark zu. Bei Pro Juventute haben die Anfragen bei den Beratungsstellen stark zugenommen. Insbesondere Anfragen zu Konflikten innerhalb der Familie oder häuslicher Gewalt stiegen an. «Wir vernehmen von unfassbar traurigen Schicksalen sowie Selbstverletzung, Suizidgedanken, Perspektivlosigkeit, Gewalt und Einsamkeit», appellieren auch die Dargebotene Hand, Pro Mente Sana und Public Health Schweiz in einem offenen Brief an das Parlament. Heute soll sich in diesem Thema etwas tun.

Die nationalrätliche Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur reichte nämlich ein Postulat zur Stärkung der psychischen Gesundheit der Jugendlichen ein. Weil es noch keine schweizweite Analyse der psychischen Gesundheit von Jugendlichen gibt, fordert die Kommission den Bundesrat zum Handeln auf. Einerseits soll es einen detaillierten Bericht zu Auswirkungen der Corona-Krise auf die Jugend geben. «Zudem wird der Bundesrat gebeten, konkrete Massnahmen zur Wahrung der psychischen Gesundheit und zur Versorgungssicherstellung der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen aufzuführen», steht im Postulat.

Unterstützung ausgelastet

Die Bündner SP-Nationalrätin Sandra Locher Benguerel (45) ist Feuer und Flamme für dieses düstere Thema. «Ich unterrichte regelmässig 11- bis 13-Jährige. Häufig sprach ich mit ihnen über ihre Ängste und Unsicherheiten. Insbesondere angespannte Familiensituationen spitzten sich weiter zu», sagt sie zu Blick. Ausserdem stellte sie fest, dass es immer länger dauerte, bis Unterstützungsangebote Kapazität hatten.

Das Postulat ist laut Locher Benguerel der erste Schritt in die richtige Richtung: «Aufgrund der genauen Erfassung der psychischen Situation der jungen Erwachsenen können danach gezielte Massnahmen unter Einbezug der Fachpersonen geplant werden.»

Uneinigkeit in der Kommission

Das Postulat fand aber nicht nur Zustimmung. In der Kommission selber lehnen acht Mitglieder den Vorschlag ab. Die Gründe? Es brauche keine Datenerfassung, die heutigen Massnahmen reichen aus und die Erziehungsberechtigten seien in der Pflicht. «Es braucht eine Entlastung der Erziehungsberechtigten», so Locher Benguerel. Ausserdem wiesen sie Fachleute auf die mangelnden Daten und Massnahmen hin. Wie der Nationalrat darüber entscheidet, zeigt sich heute.


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