Corona, Affenpocken – was kommt als nächstes?
«Das Risiko für weitere Pandemien nimmt zu»

Ein Virus jagt das nächste. Gehören Pandemien künftig zu unserem Alltag? Epidemiologe Christian Althaus sagt, warum das Risiko für weitere grosse Ausbrüche steigt – und was man dagegen tun kann.
Publiziert: 26.05.2022 um 15:34 Uhr
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Der Epidemiologe Christian Althaus sagt, weitere Pandemien liessen sich nicht verhindern.
Foto: Keystone

Die Corona-Pandemie ist noch nicht vorbei, da sorgt schon das nächste Virus für Unruhe – das Affenpockenvirus. Sind Viren, insbesondere solche, die vom Tier auf den Menschen überspringen, die neue Normalität? Das nicht, sagt der Epidemiologe Christian Althaus im Interview mit dem «Tages-Anzeiger». Aber wir müssen mit weiteren Pandemien rechnen. «Und das Risiko nimmt zu», sagt Althaus.

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Das sei aber nichts Neues, sondern seit Jahrzehnten bekannt. «Dass ein neues Coronavirus kommen wird, das schwere Erkrankungen verursachen kann und sich schnell ausbreitet, war eigentlich nur eine Frage der Zeit», so Althaus. Als dann Sars-CoV-2 im Januar 2020 auftauchte, sei das wie im Lehrbuch gewesen.

Die Gründe für weitere Pandemien

Als Gründe, warum solche Pandemien häufiger werden, gibt Althaus deren vier an:

  1. Es gibt viel mehr Menschen auf der Welt und die sind auch mobiler. Damit erhöht sich das Risiko, dass ein Erreger vom Tier auf den Mensch überspringt und sich dort schnell verbreitet.
  2. Grosse Nutztierbestände erhöhen das Risiko einer Übertragung vom Tier zum Mensch zusätzlich.
  3. Der Mensch dringt immer mehr in unberührte Lebensräume wie den Urwald vor, wo er mit für ihn neuen Krankheitserregern in Kontakt kommt.
  4. Der Klimawandel führt dazu, dass Tiere nun an Orten vorkommen, wo sie zuvor nicht überleben konnten – wie etwa die Tigermücke oder Fledermäuse in Afrika, die oft gefährliche Erreger in sich tragen.

Gemäss Althaus haben vor allem Influenza- und Corona-Viren aus dem südostasiatischen Raum das Potenzial, Pandemie auszulösen. Es gebe allerdings genaue Überwachungssysteme, mit Gefahrenkarten, weil man wisse, wo solche Viren endemisch in Fledermäusen kursieren und wo es Wildtiermärkte gebe.

Erfahrung dank Corona

Pandemien verhindern könne man gemäss Althaus nicht. Aber sich gut darauf vorbereiten. Das sei heute wegen des technologischen Fortschritts viel besser möglich als noch vor 20 Jahren «Wir können grossflächig das Virus nachweisen mit PCR- oder Schnelltests. Und es gibt eine sehr rasche Impfstoffentwicklung mit der mRNA-Technologie.»

In den nächsten Jahren werde es mehr und mehr Möglichkeiten geben, Pandemien zu überwachen und zu bekämpfen. «Mit der Erfahrung, die wir jetzt gemacht haben, werden wir künftig viel früher reagieren können als im Januar 2020, und wir werden bewährte Massnahmen wahrscheinlich schneller und gezielter einsetzen.» (sf)


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