Politik ist in der Romandie wieder in Mode: Erst verkündete der geschasste Genfer Staatsrat Pierre Maudet (44) sein Comeback, und jetzt versucht es auch alt Nationalrat Claude Béglé (72).
Béglé, einst Präsident des Verwaltungsrats der Post und später Nationalrat für die damalige CVP, wurde 2019 abgewählt. In der Waadtländer Partei mischte er weiter mit, bis er von der damaligen Kantonalpräsidentin Valérie Dittli (29) im April 2021 aus dem Vorstand spediert wurde. Es kam zum Eklat in der Partei, die dann schon die Mitte hiess, Béglé trat aus.
Mitgliedsantrag bei der FDP
Dittlis Ziel sei gewesen, den ehemaligen Post-Präsidenten daran zu hindern, bei den eidgenössischen Wahlen 2023 erneut zu kandidieren und so Platz für Nachwuchs zu machen, wie hinter vorgehaltener Hand gemunkelt wurde.
Doch nun könnte der Dinosaurier durch die Hintertür wieder auf die nationale Bühne zurückkehren. Und zwar für die FDP. Laut Blick-Informationen hat Béglé bereits vor mehreren Wochen darum gebeten, in den Waadtländer Freisinn aufgenommen zu werden. Sein Beweggrund: Er will zurück in den Nationalrat.
Zähneknirschen in der FDP
Ein Beitritt Béglés, der nicht bestätigt ist, kann von der FDP als Glücksfall oder als Belastung angesehen werden. Hinter den Kulissen neigt man zu zweiter Interpretation. In jedem Fall ist es ein Ereignis: Béglé ist eine Figur in der Westschweizer Politik. Ob man ihn als Wahllokomotive bezeichnen kann, stehe aber auf einem anderen Blatt, heisst es.
Die freisinnigen Vorbehalte werden durch die Tatsache verschärft, dass der ehemalige Mitte-Politiker ein ziemlich dickes Fell hat. Im Juli 2019 sorgte eine Reise nach Nordkorea für Unbehagen. Béglé lobte in den sozialen Medien das Land mit seinem stalinistischen Regime in den höchsten Tönen.
Nach seiner Rückkehr verteidigte er sich vor der Presse: «Diese Tweets waren notwendig, um das Vertrauen des nordkoreanischen Regimes zu gewinnen, aber ich verurteile diese Diktatur.» Genutzt hat ihm diese Beteuerung wenig, im Parlament wurde gar eine «Lex Béglé» diskutiert.
«Ich habe nichts zu sagen»
Béglé will auf Blick-Anfrage seinen Mitgliederantrag bei der FDP weder bestätigen noch dementieren. «Ich habe dazu absolut nichts zu sagen», sagt er höflich. Aber zieht es ihn in die Politik oder nicht? Wird er bei den Wahlen in einem Jahr kandidieren? «Es tut mir leid, aber ich habe wirklich nichts zu sagen», so Béglé erneut, wünscht einen schönen Tag und legt auf.
Die heisse Kartoffel liegt nun in den Händen der FDP. Es ist nicht der erste Kontakt: Bevor Béglé vor den Wahlen 2011 bei der CVP anklopfte, soll er nicht nur bei der GLP vorgesprochen, sondern auch versucht haben, sich als Kandidat bei der FDP anzudienen, erfolglos allerdings. «Il a fait le tour», hiess es damals in der Waadt.
Oder wie die «Sonntagszeitung» schrieb: «Dem entlassenen Post-Präsidenten ist jede Partei recht, um in Bern wieder eine Rolle zu spielen.» Scheint, dass die Geschichte sich wiederholt: Es zieht Béglé, der 2010 als Post-Präsident wegen eines geheimen Nebenjobs und weiteren Ungereimtheiten gehen musste, eben einfach nach Bern.
Mitarbeit: Sermîn Faki und Pascal Tischhauser