Für den US-Rüstungshersteller Lockheed Martin wäre es ein peinlicher Zwischenfall. Aufgrund einer Sicherheitslücke soll die chinesische Regierung Zugriff erhalten haben auf wichtige Softwareteile des Tarnkappenbombers F-35. Lockheed Martin müsse deshalb Software umschreiben, was den Flieger verteuern könnte.
Lockheed Martin ist einer von vier Herstellern, die sich in der Schweiz für den Beschaffungsauftrag neuer Kampfflugzeuge bewerben. Ende September hatte die Bevölkerung hauchdünn Ja gesagt zu einem Kredit von maximal sechs Milliarden Franken. Neben dem F-35 ist noch der Super Hornet von US-Hersteller Boeing im Rennen sowie der Rafale-Kampfjet des französischen Konzerns Dassault und der Eurofighter von Airbus.
Zwischenfall könnte Kosten steigern
Die Sicherheitslücke sei etwa gegenüber britischen Vertretern bestätigt worden, wie internationale Medien berichten. Die britische Royal Air Force ist eine von zahlreichen Luftwaffen, die den F-35-Kampfjet nutzt. Militärverantwortliche würden diesen Zugriff auf Softwareteile für ein Sicherheitsrisiko halten. Deshalb müssten sie umgeschrieben werden. Experten gehen davon aus, dass sich das Flugzeug damit verteuern dürfte.
Passiert sein soll der Zugriff vermutlich über einen Subvertragspartner. Dieser habe sich nicht an die strikten Auflagen durch das US-Militär und Hersteller Lockheed Martin gehalten. Der Rüstungskonzern selber schütze seine Systeme gut. Bei Vertragspartnern aber sei «möglicherweise nicht jeder so sicher, wie man sich das wünscht».
Schweizer Behörden bleiben gelassen
US-Hersteller Lockheed Martin dementiert den Zugriff auf Anfrage von BLICK nicht. Der Rüstungskonzern betont lediglich, «dass wir über Prozesse verfügen, um die Sicherheit der F-35-Programmdaten zu gewährleisten». Auch arbeite Lockheed Martin «fleissig» daran, der Schweiz ein kostengünstiges Angebot zu machen. Die vier Anbieter haben am Mittwoch ihre überarbeiteten Offerten eingereicht.
Beim zuständigen Bundesamt für Rüstung (Armasuisse) gibt man sich gelassen. Alle zur Auswahl stehenden Kampfflugzeuge würden umfangreichen Tests unterzogen. Ziel seien umfassende, objektive und zuverlässige Ergebnisse als solide Grundlage für den Entscheid zur Typenwahl, sagt Armasuisse-Sprecher Kaj-Gunnar Sievert. Auch befürchten die Schweizer Behörden nicht, plötzlich von Mehrkosten überrascht zu werden: «Die von allen Kandidaten eingereichten Offerten sind verbindlich.»
Noch nicht ganz klar sein soll, wie tiefgreifend China auf Systeme des F-35 habe zugreifen können. Aus Sicherheitsgründen aber seien grosse Teile der betroffenen, nicht näher genannten Software verworfen und neu geschrieben worden.