Der Brief ist ein Hilferuf. Über 100 ukrainische Flüchtlinge aus Burgdorf BE wenden sich in einem Schreiben an die Berner Behörden. Wie Blick berichtet hat, äussern sie darin happige Vorwürfe an die Adresse der Asylfirma ORS, die für ihre Unterbringung zuständig ist.
Da ist beispielsweise der Ehemann von Oksana Bolhova (50), der einen Job gefunden hat, aber seit Wochen auf den bescheidenen Anteil des Lohns wartet, den ihm ORS überweisen müsste. Und da ist Nataliia Sobchuk (34), deren Tochter längst zum Zahnarzt sollte, doch seit anderthalb Monaten auf die Erlaubnis der ORS wartet.
Die ORS verteidigt sich derweil, die Flüchtlinge könnten sich jederzeit an ihr Personal wenden. Dazu sagen die Ukrainerinnen und Ukrainer: «Auf all unsere Fragen hat ORS nur eine Antwort: ‹Wir wissen es nicht, warten Sie.› Wir warten wochen- und monatelang», klagen sie.
Stadtpräsident will Sache klären
Die Berner Gesundheits- und Sozialdirektion hat angekündigt, die Vorwürfe gegen die ORS zu prüfen. In einem Schreiben an Oksana Bolhova hält sie fest, es entspreche nicht den Erwartungen des Kantons und auch nicht der eigenen Zielsetzung der ORS, dass man derart lange auf Antworten warten muss.
Derweil macht Stefan Berger (53), der Stadtpräsident Burgdorfs, Druck. Die Gemeinde hat ihrerseits Kontakt mit dem Kanton Bern aufgenommen. Berger hält fest: «Persönlich finde ich, dass die aufgeführten Punkte vom Kanton als Aufsichtsbehörde der ORS geklärt werden müssen.» Zudem werde man das Thema an der nächsten Sitzung der städtischen Ukraine-Taskforce besprechen, an der die ORS beteiligt ist. Für den Kanton ist die Angelegenheit mit dem Schreiben nicht vom Tisch.
Berger betont, er könne die Hilflosigkeit der Schutzsuchenden gut nachvollziehen. Die Gemeinde bemühe sich, die Geflohenen bestmöglich zu unterstützen. Ehrenamtliche Helfer würden beispielsweise Sprachkurse anbieten und mit den Flüchtlingen Sport treiben. Das Angebot sei «vielseitig, niederschwellig und wird hoch geschätzt».
Gratis-Behandlung für Kateryna
Für eine ukrainische Familie hat das Warten dank der Berichterstattung und der Solidarität in der Bevölkerung schon jetzt ein Ende. Einer Blick-Leserin ging das Schicksal von Kateryna (10), die seit Wochen unter Zahnschmerzen leidet und auf eine Behandlung wartet, so nah, dass sie sich entschlossen hat zu helfen. Sie übernehme die Zahnarztkosten, schreibt sie Blick.
Doch das braucht es nicht einmal: Als Zahnarzt Alexandros Mercouriadis-Howald (37) von zahnarztzentrum.ch in Burgdorf von der Geschichte erfährt, beschliesst er kurzerhand, das Mädchen gratis zu behandeln. Sollte ORS die Behandlung später noch bewilligen und die Kosten übernehmen, werde er die Rechnung schicken. «Und sonst werde ich nichts verrechnen.»
Er und seine Kolleginnen gäben das Beste, den vielen Ukrainerinnen und Ukrainern in Burgdorf zu helfen, auch wenn die Kommunikation oftmals sehr schwierig sei. «Fast alle sind Frauen mit ihren Kindern, die zu uns kommen. Als Vater trifft mich ihr Schicksal im Herz.»
Wie finde ich Arbeit? Was, wenn ich zur Ärztin muss? Und wie funktioniert in der Schweiz der ÖV? Antworten auf solche und ähnliche Fragen erhalten Flüchtlinge aus der Ukraine im Blick-TV-Format «Olha erklärt die Schweiz». Die Ukrainerin Olha Petriv erklärt in kurzen Videos auf Ukrainisch, wie der Alltag in der Schweiz funktioniert. Viele Informationen und praktische Tipps hat zudem auch der «Beobachter» gesammelt – ebenfalls auf Ukrainisch.
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