So war die Anreise ans WEF für Bundespräsidentin Amherd
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Bundespräsidentin Amherd im Interview
«Selenskis Energie hat mich beeindruckt»

Was für ein Tag für Viola Amherd. Gleich drei Treffen mit hochrangigen Politikern standen am Montag auf der Agenda der Bundespräsidentin. Im Flieger zwischen den Terminen erzählt sie Blick von den Begegnungen.
Publiziert: 16.01.2024 um 00:08 Uhr
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Aktualisiert: 16.01.2024 um 07:32 Uhr
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Viola Amherd betritt den Bundesratsjet. Um kurz vor 18.30 Uhr hebt die Maschine von Belp aus ab Richtung Ostschweiz.

Der Schneefall in Davos GR wirbelt das eng getaktete Programm von Viola Amherd (61) durcheinander. Wie vorgesehen auf kürzestem Weg mit dem Super Puma nach Davos zu fliegen, ist angesichts des Wetters plötzlich keine Option mehr. Und so muss die Bundespräsidentin die Medienkonferenz mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski (45) am Montagabend notgedrungen etwas abkürzen.

Denn nach dem Empfang des chinesischen Premiers Li Qiang (64) am Morgen und dem Treffen mit Selenski am Nachmittag wartet am Abend bereits der nächste Termin auf Amherd: ein kurzer Austausch mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in einem Hotel in Davos.

Direkt nach der Medienkonferenz geht es darum auf den Flugplatz Belp, wo der Bundesratsjet – Plan B – bereits abflugbereit ist. Blick ist mit an Bord. Und hat die Gelegenheit zu einem kurzen Interview während des zwanzigminütigen Flugs.

Blick: Frau Amherd, sind Sie froh, einen kurzen Moment verschnaufen zu können?
Viola Amherd: Ja, das bin ich. Es ist ein strenger Tag. Einen so hochrangigen Besuch aus China hatten wir schon lange nicht mehr. Das Treffen mit Li Qiang war wichtig. Ebenso jenes mit Wolodimir Selenski. Gleich zwei solcher Empfänge an einem Tag, das bedeutet vor allem viel Vorbereitung.

Was wird Ihnen vom heutigen Tag in Erinnerung bleiben?
Sicherlich der gute Austausch mit dem chinesischen Premier. Es war ein sehr offenes Gespräch, inhaltlich substanziell, aber auch eine Prise Humor hatte Platz. Wir haben beispielsweise übers Skifahren in der Schweiz gesprochen. Und das Gespräch mit Selenski unter vier Augen war sehr eindrücklich.

Was hat er für einen Eindruck bei Ihnen hinterlassen?
Ich bin erstaunt, was für eine Energie er ausstrahlt – und das nach so langer Zeit, in der sein Land nun schon im Krieg ist. Ich habe ihm das auch gesagt und er meinte, das liege daran, dass er ein ganz klares Ziel vor Augen habe: Den Sieg der Ukraine. Das hat mich beeindruckt. Wenn man sich mal vorstellt, man wäre an seiner Stelle ...

Sie gaben heute bekannt, dass die Schweiz einen Friedensgipfel plane. Was können Sie dazu bereits sagen?
Die Ukraine und die Schweiz haben vereinbart, dass wir den Gipfel zusammen organisieren wollen. Das Ziel ist, dass möglichst viele Staatschefs daran teilnehmen. Schon am Dienstag werden die Teams beider Länder mit den Gesprächen beginnen.

Planen Sie in Ihrem Präsidialjahr einen Gegenbesuch bei Selenski in Kiew?
Er hat mich eingeladen. Wir schauen, was möglich ist. Zwischen der Schweiz und der Ukraine gibt es einen sehr intensiven Austausch. Alain Berset, Ignazio Cassis, Simonetta Sommaruga: Es waren schon viele Bundesräte in der Ukraine.

Zu China: Wird sich die Schweiz künftig noch zur Menschenrechtslage im Land äussern? Offenbar ist China ja nur unter dieser Bedingung bereit, über die Weiterentwicklung des Freihandelsabkommens zu reden.
Die Einhaltung der Menschenrechte ist für die Schweiz zentral. Das haben wir auch heute angesprochen.

Mehr möchte Amherd, nach Blickkontakt mit ihrem Medienverantwortlichen, nicht zum Thema sagen. Heikles Terrain. Ansonsten wirkt Amherd trotz des vollgepackten Programms an diesem Abend entspannt. Während sie eine Birewegge isst, die ihr die Flugbegleiterin angeboten hat, schaut sie sich die Instagram-Story an, die ihr Kommunikationsteam gepostet hat. Dann aber heisst es nach vorne blicken: Bis am Donnerstag wird die Bundespräsidentin am WEF sein – es stehen viele Termine an.

Mit welchem Ziel reisen Sie nach Davos?
Dieses Jahr liegt mir vor allem das Thema Europa am Herzen. Das EU-Dossier ist entscheidend für die Schweiz. Da werde ich in diesen Tagen wichtige Gespräche führen.

Das Treffen mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen heute Abend ist also das wichtigste der WEF-Woche?
Das ist ein sehr wichtiger Austausch für mich. Es stehen aber auch andere wichtige Termine an. Unter anderem sind Treffen mit US-Aussenminister Antony Blinken, Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg und dem neuen argentinischen Präsidenten Javier Milei geplant.

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