Ein Sieg für die Bevölkerung. «Kasernen-Hochhaus», «Stahl- und Glaskoloss», «Bausünde an prominenter Lage» – die Projektgegner sparten nicht abschätzigen Bezeichnungen zum geplanten Neubau des Bundesamts für Sport (Baspo) an seinem Hauptsitz in Magglingen BE.
Das Unterkunft- und Ausbildungsgebäude, ein Siegerprojekt eines Architekturwettbewerbs, sollte 24 Meter hoch, 39 Meter lang und über 20 Meter breit gebaut werden – mitten in einem malerischen Jura-Hang, auf dem im Sommer die Rinder weiden.
Die Einwohnerinnen und Einwohner gingen gegen die Baupläne auf die Barrikaden. Sie sammelten rund 700 Unterschriften und reichten eine Petition ein. Nun gibt das Baspo Forfait. Es will das Projekt überarbeiten, wie es bekannt gab.
Abgestufter Bau an neuer Lage
Der Neubau soll weniger hoch werden, abgestufter sein, an einem neuen Standort weiter westlich hinkommen, näher beim Wald und unterhalb von bestehenden Baspo-Gebäuden stehen. Bis Ende Jahr dürfte eine Machbarkeitsstudie zum neuen Projekt vorliegen. Darin enthalten: die konkreten Anpassungen. Die Bauprofile, die seit 2021 auf der Wiese stehen, verschwinden in den nächsten Tagen.
«Die Hauptkritikpunkte waren die exponierte Lage und die Höhe des Gebäudes. Diese Kritik wurde vor allem aus der Bevölkerung deutlich angebracht.» Aus Sicht des Bundesamts mache es wenig Sinn, ein Projekt um jeden Preis durchzudrücken, auch wenn es zonenkonform ist», erklärt Baspo-Sprecher Christoph Lauener das Vorgehen. Deshalb habe man Alternativen geprüft. Die vorliegende Stossrichtung werde den Hauptkritikpunkten gerecht.
Grundsätzlich zufrieden mit dem Baspo-Entscheid zeigt sich das Komitee «Hochhaus in Magglingen Nein!», wie Roland Seiler (68) auf Anfrage von Blick sagt. «Es war das falsche Gebäude am falschen Ort.» Am neu vorgesehenen Standort liesse sich das Gebäude sicher besser in die Landschaft einfügen.
«Werden weiterhin kritisch beobachten»
Und doch ist sich das Komitee einig, dass man die Planung und das weitere Vorgehen weiterhin sehr genau beobachten werde, so Seiler. «Es soll so wenig wie möglich in die Landschaft eingegriffen werden.»
Die Gemeinde Evilard BE, zu der Magglingen gehört, begrüsst den Entscheid ebenfalls. «Er bietet gute Voraussetzungen, damit die kommunalen Auflagen gemäss Baureglement respektiert werden können», sagt Gemeindepräsidentin Madeleine Deckert (55). Die Gemeinde erwarte, dass diese neue Situation in der Bevölkerung positiv aufgenommen werde.
Die derzeit vorgesehene Stossrichtung erfordere keinen neuen Wettbewerb, sagt Sprecher Lauener. Im Wesentlichen sei es der Standort, der wechselt, was Anpassungen erfordere. Das siegreiche Architekturbüro werde das Projekt weiterhin aktiv begleiten.
Provisorien wegen Verzögerung
Und doch: Das alte Projekt wurde mit knapp 30 Millionen Franken für die Gesamtbaukosten veranschlagt. «Die Kosten des neuen Projektes werden sicherlich höher ausfallen und erstmal mit der Machbarkeitsstudie geschätzt», so Lauener. Schuld daran sind unter anderem die zusätzlichen Aufwendungen rund um die Neuplanung.
Kommt hinzu: Auch die Inbetriebnahme des Neubaus wird sich weiter verzögern. Das Baspo rechnete ursprünglich damit, dass die ersten Spitzensportrekrutinnen und -rekruten 2024 einziehen können. Um die Engpässe zu überbrücken, sollen nun Provisorien errichtet werden.