Das Bundesamt für Sport (Baspo) hat in Magglingen BE seinen Hauptsitz. Dort residiert es seit über 75 Jahren, hoch über dem Berner Seeland und der Nebelgrenze, als nationales Kompetenzzentrum für Sport. Seit über 20 Jahren absolvieren hier auch Talente die Spitzensport-Rekrutenschule und Wiederholungskurse. Weil das Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) entschieden hat, die Spitzensportförderung der Armee sukzessive auszubauen, will das Baspo wegen Platzmangels ein neues Gebäude im Dorf bauen. Das passt einem Grossteil der Bevölkerung nicht.
Der Grund: Der sechsstöckige Neubau an der Alpenstrasse soll einst neuer «Ankunftsort» für das gesamte Baspo-Areal in Magglingen werden. Zudem Unterkunfts- und Ausbildungsgebäude für die Spitzensportlerinnen und -Sportler der Armee. Darin untergebracht: 140 Betten in Einzel- und Doppelzimmern, Theorieräume und Büros. Das geplante Projekt gewann im vergangenen Jahr den ausgeschriebenen Architekturwettbewerb. Das Gebäude soll talseitig fast 24 Meter hoch, 39 Meter lang und über 20 Meter breit werden.
«Bausünde, die Blick auf die Alpen verdeckt»
Die Gegner gehen deshalb auf die Barrikaden: «Ein Kasernen-Hochhaus, ein Stahl- und Glaskoloss, eine Bausünde an prominenter Lage», finden sie. Mitten in einem Jura-Hang, auf dem im Sommer Rinder weiden. Und von dem aus sich bei guter Fernsicht die schneebedeckte Alpenkette vom Säntis bis zum Mont Blanc präsentiert.
«Dieser Klotz würde im Raum stehen und den Blick in Richtung Berge und Mittelland verdecken. Ein riesiges Gebäude, das die Umgebung erdrückt und in keiner Weise in die Landschaft passt», sagt Roland Seiler (67) und zeigt auf die Bauprofile, die in den stahlblauen Himmel ragen. Seiler ist emeritierter Sportwissenschaftler, wohnt seit über 25 Jahren in Magglingen und nimmt Blick mit auf einen Rundgang vor Ort.
Roland Seiler hat sich mit einer Gruppe von Einwohnerinnen und Einwohnern zusammengeschlossen und das Komitee «Hochhaus in Magglingen Nein!» gegründet. Sie finden, der geplante Bau passe nicht zu einer zeitgemässen Ortsplanung – und glauben, der Verkehr im Dorf würde zunehmen. Sie haben darum eine Petition gestartet. Über 500 Unterschriften sind innert kürzester Zeit zusammengekommen. Das Komitee will verhindern, dass das Projekt realisiert wird.
Sport in Magglingen zentral, aber...
Es sei wichtig, dass die Gemeinde Evilard BE, zu der auch das Dorf Magglingen gehört, den Sport und das Baspo unterstütze, sagt Seiler. Aber er kritisiert: «Das Baspo konnte bisher nicht auf nachvollziehbare Weise kommunizieren, warum das Gebäude gerade in dieser Form genau auf dieser Wiese gebaut werden muss.» Er sagt, bisher habe man grössere Baspo-Bauten immer gut in die Landschaft integrieren können.
Die Verantwortlichen beim Baspo können die Stimmen nachvollziehen, die wegen der Lage und der Grösse des geplanten Gebäudes ihre Bedenken äussern. Sie sagen aber klar: «Es wurde unter Einbezug der Gemeinde ein Architekturwettbewerb durchgeführt, den das vorliegende Projekt mit einstimmigem Juryentscheid gewonnen hat.» Alles Regelkonform – eigentlich.
Denn im Baureglement der Gemeinde, Artikel 44, steht: «Für grössere Vorhaben wird die Durchführung eines Architekturwettbewerbs empfohlen.» Aber es steht auch, dass die Bauten des Baspo «in harmonischem Einklang mit der Eigenart der Gegend bleiben» sollen. Und genau darauf stützen sich nun die Gegner.
Angst vor «Baspo City»
Fakt ist: Das Baspo wird in Magglingen immer grösser. In jüngster Vergangenheit wurde viel gebaut. Zudem sind laut einem Baspo-Immobilienkonzept ab 2024 weitere grosse Bauten in Magglingen geplant. Zum Beispiel eine neue Dreifach-Sporthalle mit Kampfsportinfrastruktur und unterirdischer Schiessanlage. Oder ein neues Empfangs- und Verwaltungsgebäude. Und auch der Bau einer Rollskibahn mit einer Länge von sieben Kilometern und entsprechender Höhendifferenz. Geplante Kosten dafür: rund 50 Millionen Franken.
Im Mai des vergangenen Jahres begannen in Magglingen die Bauarbeiten für eine unterirdische militärische Anlage, zehn Meter tief im Boden. Der Bau ist als vertraulich eingestuft. Das heisst, dass für den Bau keine formelle Plangenehmigung nötig ist. Informiert werden nur die Direktbetroffenen, etwa der Landbesitzer, die Pächterin, die Gemeinde.
Es handelt sich um ein Projekt von Armasuisse, dem Bundesamt für Rüstung. Ende 2022 sollen die Innenausbauarbeiten fertig werden und die Oberfläche wieder begrünt sein. Der Bunker hat die Grösse eines Einfamilienhauses und soll vorwiegend der Kommunikation der Armee dienen.
Auch dieses Projekt stiess bei den Anwohnenden auf wenig Verständnis – zumal sie von Armasuisse erst am Tag, als die Baumaschinen auffuhren und die Container aufgestellt wurden, mit einem Flugblatt über das Vorhaben informiert wurden. Dass der Bau der Anlage ein Wohnquartier und das nationale Sportzentrum «End der Welt» mit Halle und Aussenplätzen betrifft, verärgert die Betroffenen zusätzlich. Die Armasuisse entschuldigte sich später an einer Infoveranstaltung für die späte Kommunikation.
Im Mai des vergangenen Jahres begannen in Magglingen die Bauarbeiten für eine unterirdische militärische Anlage, zehn Meter tief im Boden. Der Bau ist als vertraulich eingestuft. Das heisst, dass für den Bau keine formelle Plangenehmigung nötig ist. Informiert werden nur die Direktbetroffenen, etwa der Landbesitzer, die Pächterin, die Gemeinde.
Es handelt sich um ein Projekt von Armasuisse, dem Bundesamt für Rüstung. Ende 2022 sollen die Innenausbauarbeiten fertig werden und die Oberfläche wieder begrünt sein. Der Bunker hat die Grösse eines Einfamilienhauses und soll vorwiegend der Kommunikation der Armee dienen.
Auch dieses Projekt stiess bei den Anwohnenden auf wenig Verständnis – zumal sie von Armasuisse erst am Tag, als die Baumaschinen auffuhren und die Container aufgestellt wurden, mit einem Flugblatt über das Vorhaben informiert wurden. Dass der Bau der Anlage ein Wohnquartier und das nationale Sportzentrum «End der Welt» mit Halle und Aussenplätzen betrifft, verärgert die Betroffenen zusätzlich. Die Armasuisse entschuldigte sich später an einer Infoveranstaltung für die späte Kommunikation.
Roland Seiler sagt: «Wir nehmen hier schon viel Rücksicht auf das Baspo, aber irgendwann ist auch eine Grenze erreicht. Und da hat man als Einwohner schon das Gefühl, dass die Gemeinde nur noch dem Baspo dienen soll. Das macht ein bisschen Angst.»
Liest man sich durch die Kommentare der Petition und spricht mit Leuten im Dorf, wird klar: Die Angst vor einer «Baspo City» ist durchaus real. Viele Einwohnerinnen und Einwohner sind dagegen, dass das Baspo die Gemeinde noch mehr vereinnahmt. Und dadurch gar ihre Identität oder Seele verliert.
Gemeinde profitiert von Baspo
Sie wünschen sich, das Baspo würde sich mehr mit der Bevölkerung austauschen. Es gibt Leute in der Gemeinde, die sagen, sie hätten Baspo-Chef Matthias Remund (59) in den vergangenen 15 Jahren in Magglingen nie ausserhalb des Baspo gesehen. Und: Sie stören sich daran, dass von der sechsköpfigen Baspo-Geschäftsleitung bloss eine einzige Person in der Gemeinde wohnt.
Beim Baspo heisst es: «Wir versuchen mit kontinuierlicher Information, persönlichen Gesprächen und Info-Anlässen Verständnis zu schaffen. Mit Massnahmen beispielsweise im Bereich Verkehr wollen wir Beeinträchtigungen so gering wie möglich halten.»
Die Gemeinde ist stolz, dass das Baspo in Magglingen beheimatet ist. «Es ist ein wichtiger Partner für uns. Wir finden die Spitzensport- und Sportförderung eine gute Sache», sagt Gemeindepräsidentin Madeleine Deckert (54) zum Umgang mit dem Baspo. Denn klar ist: Ihre Gemeinde profitiert auch. Das Bundesamt unterstützt Evilard im Strassen- und Trottoirbau und in der Finanzierung des Ortsbusses.
Zum Neubau sagt sie: «Ich kann verstehen, dass die Leute in der Gemeinde das geplante Projekt hinterfragen. Denn es ist ein Paradigmenwechsel.» Bis jetzt seien alle Baspo-Gebäude immer sehr gut in die Landschaft eingebettet worden. Aber: «Das eingereichte Projekt entspricht in dieser Form nicht unserem Baureglement. Das geplante Gebäude muss sich harmonisch und im Einklang mit der Eigenart der Gegend einbetten.»
«Jedermann konnte sich eine Meinung bilden»
Das sind Aussagen, die verwundern: Denn: In der Jury des Architekturwettbewerbs ist einstimmig beschlossen worden, dass es sich bei dem geplanten Bau um das beste Projekt handelt. Nebst Spezialisten und Vertreter des Bundesamtes ist auch Madeleine Deckert als Vertreterin der Gemeinde in der Jury gesessen. Das Baspo und die Gemeinde hatten je eine Stimme und damit gleich viel Mitspracherecht.
Dass die Gemeindepräsidentin nun von einem Paradigmenwechsel spricht, möchten die Vertreter des Baspo auf Anfrage von Blick nicht kommentieren. Bloss soviel: «Das Siegerprojekt wurde einstimmig gewählt, wir organisierten dazu eine öffentliche Ausstellung, erstellten eine Webseite, nun stehen die Profile. Jedermann konnte und kann sich eine Meinung bilden.»
Die Baukommission der Gemeinde hat das Baugesuch der Bauherrschaft – dem Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL) und dem Baspo – einstimmig als «nicht bewilligungsfähig» zurückgewiesen.
Weil das Baubewilligungsverfahren noch hängig ist, will das Baspo dazu keine Stellung nehmen. Und Madeleine Deckert sagt: «Die Bauherrschaft muss eine Lösung finden, damit das Projekt den Anforderungen unseres Baureglements entspricht, sonst rennen sie in eine Wand.»