So will Berset bei den Medikamenten 250 Millionen sparen
Wer das Original will, soll draufzahlen

Kurz vor seinem Abtritt aus dem Bundesrat schraubt Gesundheitsminister Alain Berset nochmals an den Medikamentenpreisen. Auch Patienten werden zur Kasse gebeten.
Publiziert: 22.09.2023 um 13:32 Uhr
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Aktualisiert: 22.09.2023 um 15:55 Uhr
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Am kommenden Dienstag muss Bundesrat Alain Berset einen neuen Prämienschock verkünden.
Foto: Keystone

Am nächsten Dienstag muss Gesundheitsminister Alain Berset (51) zu seinem Abschied aus der Landesregierung nochmals einen Prämienschock verkünden. Denn die Kosten des Gesundheitswesens steigen und steigen.

Als ob er zeigen wollte, wie sehr er sich bemüht, die Kosten zu senken, präsentierte der SP-Bundesrat am Freitag noch einmal eine kleinere Reform. Konkret will er abermals die Kosten für Medikamente senken. Und zwar, indem er Generika, also günstigere Nachahmerprodukte, stärker fördert.

Generikum oder selber zahlen

Die Schweizer nämlich lieben Originalmedikamente: Noch immer werden Generika weniger oft verschrieben als im Ausland. Um das zu ändern, zieht Berset nun die Schraube an. Zum einen werden die Preise von Generika etwas stärker gesenkt. Zum anderen aber wird ein Teil der Verantwortung auf die Patienten abgewälzt.

Wer in der Apotheke unbedingt das Originalpräparat will, soll künftig tiefer in die Tasche greifen: Der Selbstbehalt wird von heute 20 auf neu 40 Prozent erhöht. Mit beiden Massnahmen will Berset 250 Millionen Franken im Jahr einsparen. Das sind immerhin etwa 0,7 Prämienprozente.

Nicht in die Pflicht genommen werden Ärzte und Apotheker: Sie werden nicht angehalten, Generika zu verschreiben. Eine Lösung, die bei der Vertriebsmarge ansetzte, musste kurzfristig verschoben werden. Geplant war, die Marge bei günstigen Medikamenten etwas zu erhöhen – so wäre etwa das verschreibungspflichtige Dafalgan knapp fünf Franken teurer geworden –, und bei teureren Medikamenten zu senken. Das Sparpotenzial hatte Berset bei 60 Millionen Franken angesetzt.

Besserer Zugang zu Medikamenten

Die Änderungen, die Berset verordnet, betreffen auch teure Spezialmedikamente. Insbesondere Krebspatienten sind oft auf Medikamente angewiesen, die nicht durch die Grundversicherung bezahlt werden, weil sie noch nicht auf der sogenannten Spezialitätenliste stehen. In diesem Fall sind sie auf das Wohlwollen ihrer Krankenkassen angewiesen – diese kann die oft sehr teure Therapie im Einzelfall bezahlen, muss aber nicht. Das führte in der Vergangenheit zu Ungleichbehandlungen.

Das soll sich ändern: Die Krankenkassen werden verpflichtet, das gleiche Tool zu benutzen, um zu errechnen, ob die teuren Therapien auch einen «hohen Nutzen» haben. Nur dann nämlich müssen sie das Medikament bezahlen. Lehnt die Krankenkasse ein Gesuch ab, muss sie das künftig gegenüber dem behandelnden Arzt sowie dem Patienten begründen.

Pharmabranche kritisiert Preisabschläge

Auch bei dieser Einzelfallvergütung dreht Berset an der Preisschraube. Neu werden verbindlich fixe Preisabschläge von 30 bis 40 Prozent zur Spezialitätenliste festgelegt. Wie hoch der Abschlag ausfällt, orientiert sich am Nutzen des Medikaments: je höher dieser für den Patienten, desto mehr bekommt der Hersteller. Gespart wird damit nichts, aber Berset will so den Druck auf die Pharmafirmen erhöhen, das Medikament auf die Spezialitätenliste setzen zu lassen. 

Interpharma, der Verband der forschenden Pharmaindustrie, sieht schon seine Felle davoschwimmen: Die Industrie müsse auf den Nettopreisen nochmals massive Preisabschläge gewähren, wodurch sie teilweise ihre Produkte nicht mehr kostendeckend anbieten kann, kritisiert er in einer Mitteilung. (sf)

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