Geht es nach Gesundheitsminister Alain Berset (48), führen wir den Corona-Test bald selbst zu Hause durch und erhalten das Resultat auch sogleich. Verschiedene europäische Länder wenden diese Tests schon an. Sie sind in aller Munde – und das wortwörtlich, denn sie suchen nicht via Nasenabstrich nach Corona-Hinweisen, sondern im Speichel.
«Ich hoffe, dass es sehr schnell geht und wir diese Tests bald validieren können», sagt Berset am Rande eines Besuchs in Zürich. Und auch Daniel Koch (65), der ehemalige «Mr. Corona» im Bundesamt für Gesundheit (BAG), plädiert für diese Tests: «Die Schweizer Bevölkerung ist so seriös, die allermeisten würden mitmachen», ist er überzeugt.
Offene Fragen bei Qualität
Doch noch ist es nicht so weit. Der Kanton Bern etwa testet zwar bereits Spucktests für zu Hause, doch der Bund hinkt noch etwas hinterher. Man sei sowohl mit Bern als auch den Herstellern im Gespräch, sagt Anne Lévy (49), Direktorin des BAG. Doch es gebe noch viele offene Fragen: So sei die Qualität zu niedrig, Selbsttests seien nicht gleich zuverlässig wie etwa PCR-Tests.
Eine Gefahr sei auch, dass der Bund die Übersicht verlieren könnte – denn anders als die Labors, welche die bislang zugelassenen Tests auswerten, werden Herr und Frau Schweizer ihre Selbsttest-Resultate kaum selbst ans BAG schicken. Klar sei daher jetzt schon: «Wenn der Selbsttest positiv ausfällt, muss man das mit einem PCR-Test wiederholen», so Lévy.
Ob und wann die Spucktests nun auch zugelassen werden: Einig ist man sich auf allen Seiten, dass die Schweiz punkto Corona-Tests «jetzt Gas geben muss», wie es Koch ausdrückt.
Mehr Geld für Massentests
Beim Testen gibt es aber noch eine weitere Baustelle: die Massentests in den Kantonen. Das systematische und präventive Durchtesten von Altersheimen, Schulen oder Betrieben bezahlt zwar der Bund. Doch das geht nicht ohne Bürokratie und Konzepte, weshalb manche Kantone wenig Lust aufs präventive Testen gezeigt haben. Druck kommt nun aber aus dem Parlament: Nach dem Willen der Gesundheitskommissionen soll der Bund die Tests aktiv fördern und vor allem «ungedeckte Kosten» übernehmen.
«Ich kann mir vorstellen, dass die Zurückhaltung gewisser Kantone auch an der Finanzierung liegt», sagt SP-Nationalrätin Flavia Wasserfallen (42) zu Blick TV. Sie würde es begrüssen, wenn der Bund hier mehr Geld in die Hand nähme. Denn beim Testen, ist für Wasserfallen klar, «darf es nicht am Preisschild scheitern».
Mitte-Politiker wollen Anreize
Eine grosszügigere Entschädigung wünscht sich auch Mitte-Ständerat Erich Ettlin (58). «Sinnvoll wäre etwa eine Pauschale, die auch Kosten für Personal und Material berücksichtigt», findet er. Doch daneben brauche es auch Anreize. «Jene, die viel testen, sollen die Möglichkeit erhalten, frühere oder weitergehende Lockerungen zu beschliessen», findet Ettlin.
Damit hätten die Kantone wieder mehr Entscheidungsgewalt – «was auch ein Weg zurück in den Föderalismus wäre». Ähnlich tönt es bei Parteikollegin Ruth Humbel (63), Präsidentin der nationalrätlichen Gesundheitskommission: «Kantone, die ihre Zahlen und Tests im Griff haben, müssen auch mehr Möglichkeiten erhalten.»
Eher Geld als Macht für Massentests
Berset hat solchen Ideen bislang allerdings stets eine Absage erteilt: Die epidemiologische Lage sei schweizweit zu ähnlich. Und wenn die Kantone ihre eigenen Regeln machten, führe das schnell zu Wettbewerbsverzerrung und einem Chaos unterschiedlicher Massnahmen – wie das im Herbst der Fall war.
Anreiz für die Massentests dürfte also das Geld bleiben. Und wie Berset durchblicken lässt, ist es möglich, dass der Bund mehr davon lockermacht. «Wir sind noch nicht dort, wo wir sein wollen», sagt er. Man überprüfe nun die Strategie bei Massentests – inklusive der Kriterien für die Kostenübernahme.