Guillermo Fernandez (48) will nichts mehr essen, bis der Bundesrat handelt. Zeitgleich mit der Eröffnung der 26. Uno-Klimakonferenz im schottischen Glasgow ist der Familienvater aus dem Kanton Freiburg am Montag in den Hungerstreik getreten. Er protestiert damit gegen die aus seiner Sicht viel zu träge Klima-Politik der Schweiz.
Auf einem roten Stuhl, neben sich eine Thermosflasche, harrt der IT-Berater vor dem Bundeshaus in Bern aus. Seine Forderung an Umweltministerin Simonetta Sommaruga (61) und das Parlament: netto Null bis 2030. Das Ziel der Schweiz, bis 2050 klimaneutral zu werden, reicht ihm nicht. Zudem muss aus seiner Sicht schweizweit der Klimanotstand ausgerufen werden, wie das einige Städte und Kantone bereits getan haben. Und Fernandez fordert ein Verbot der Finanzierung fossiler Brennstoffe und eine «proaktive Klimadiplomatie».
Er sieht sich als Klima-Winkelried
Mit dem radikalen Protest erhofft sich Fernandez, der IT-Projekte für den Kanton Freiburg leitete, gehört zu werden. Er sei bereit, für seinen Protest sein Leben zu riskieren, teilte er im Vorfeld mit. Schliesslich sei das «das, was Eltern tun würden, um das Leben ihrer Kinder zu schützen». Wie ernst es der Freiburger, der verheiratet ist und drei Kinder hat, wirklich meint, wird sich zeigen. Die Aktion ist jedenfalls professionell aufgezogen: Nebst einer eigenen Homepage – die den Namen «Klima-Terror» trägt – hat der Hungerstreikende auch ein eigenes Medienteam.
Fernandez, der angibt, keiner Partei nachzustehen, wirft den Politikerinnen und Politikern vor, schlecht über den «absoluten Ernst der Lage» informiert zu sein – «selbst die Grünen». Auf seiner Homepage hat er eine Art Manifest veröffentlicht, in dem er sich unter anderem mit Winkelried vergleicht. Dieser alte Eidgenosse soll laut einer Sage in der Schlacht von Sempach 1386 sein Leben für den Sieg gegen die Habsburger gegeben haben, indem er die Spiesse seiner Gegner in seinen Bauch gedrückt haben soll.
Hungerstreik wie in Deutschland
In Deutschland waren vergangenen Monat mehrere Klima-Aktivisten vor dem Berliner Reichstag öffentlichkeitswirksam in den Hungerstreik getreten. Anlass waren die Bundestagswahlen. Nach 27 Tagen gab ein 21-Jähriger als Letzter auf, nachdem SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz sich für ein Gespräch bereit erklärt hatte. Der Aktivist musste auf der Intensivstation behandelt werden. (lha)