Am 15. Mai kommt die «Lex Netflix» an die Urne. Bei der Vorlage geht es um eine Änderung des Filmgesetzes: Streamingdienste wie Netflix und Co. sollen in Zukunft vier Prozent ihres Schweizer Umsatzes in das Schweizer Filmschaffen investieren müssen. Zudem sollen die Anbieter zu 30 Prozent Produktionen aus Europa auf ihren jeweiligen Plattformen zeigen.
Im Vorfeld der Abstimmung sorgt nun ein angebliches Projekt der Filmgesetz-Befürworter für Kritik. SVP-Jungpolitikerin Camille Lothe (28) hat eine E-Mail auf Twitter geteilt, mit der Statisten für eine Strassenumfrage zur «Lex Netflix» gesucht werden, und das Komitee «Ja zum Filmgesetz» markiert. Die stecken allerdings gar nicht hinter der Aktion.
Köpfe hinter dem Aufruf
Wer steckt nun also hinter dem Aufruf? Es ist die Zürcher Filmproduktionsfirma Plan B, bestätigt Produzent HC Vogel auf Blick-Anfrage. «Bei dem Vorhaben handelt es sich um eine Eigeninitiative unserer Produktionsfirma.»
Die Firma wolle sich für das Gesetz einsetzen: «Das Filmgesetz schafft Arbeitsplätze, stärkt den Wirtschaftsstandort Schweiz und das hiesige Filmschaffen. Dafür engagieren wir uns.» Mit dieser Produktion will Plan B mit dem «eigenen Medium Film, einen Beitrag zur Debatte leisten».
Schuss ging nach hinten los
Doch statt Unterstützung gibt es auf Twitter jede Menge hämische Kommentare: Remo Goethe, Co-Präsident der Glarner Jungfreisinnen: «So will man also die Wählerinnen und Wähler für dumm verkaufen.» Und Tobias Frehner, Präsident der Jungfreisinnigen der Stadt Bern, hat einen kreativen Vorschlag: «Leute von uns sollen sich anmelden und diese Strassenumfrage crashen.»
HC Vogel hält die Reaktion für verfrüht: «Eine Beurteilung darf gerne anhand des fertigen Films erfolgen», sagt er. Worum es geht, will Sprecher Chris Niemeyer gegenüber «20 Minuten» nicht verraten. Es handle sich bei der Umfrage aber um einen fiktiven Film und nicht um einen journalistischen Beitrag. Dieser werde auch als solcher gekennzeichnet, um Missverständnisse zu vermeiden. Der fertige Film werde auf Youtube und den Social-Media-Plattformen der Firma zu sehen sein.
Ja-Komitee will niemanden in die Irre führen
Obwohl das Ja-Komitee also nicht dahinter steckt, wie Sprecherin Salome Horber auf Anfrage sagt, würden sie es begrüssen, wenn sich die Filmbranche aktiv für das Filmgesetz engagiere. Grundsätzlich sei man überzeugt, dass es für die Befürworter umso besser ist, je mehr die Stimmbürger und Stimmbürgerinnen über das sinnvolle Filmgesetz Bescheid wüssten.
Horber will aber unbedingt klarstellen: Die Zuschauer sollen dabei keinesfalls in die Irre geführt werden.