Balkan hats dem Politiker angetan
Plötzlich ist SVP-Aeschi ganz begeistert von Serbien und dem Kosovo

SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi sieht Balkanländer als Vorbild im Umgang mit Corona. Es gebe dort fast keine Corona-Erkrankte auf Intensivstationen. Deswegen soll jetzt auch in der Schweiz zur Normalität zurückgekehrt werden, fordert der SVP-Fraktionschef vom Bundesrat.
Publiziert: 25.07.2021 um 04:06 Uhr
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Aktualisiert: 26.07.2021 um 11:25 Uhr
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Der Zuger SVP-Nationalrat Thomas Aeschi ist eben von einem Roadtrip durch Osteuropa und den Balkan zurückgekehrt.
Foto: Keystone

SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi (42) ist am Freitag von einem Roadtrip durch Osteuropa und den Balkan zurückgekehrt. 13 Länder hat Aeschi mit dem Auto bereist – und er ist begeistert. Besonders beeindruckt hat ihn offenbar, wie die Länder mit Corona umgehen. Masken habe er fast keine gesehen, auch auf den Intensivstationen gebe es fast keine Corona-Erkrankte. Das Risiko einer Überlastung des Gesundheitssystems sei praktisch ausgeschlossen, resümiert Aeschi in der «Sonntagszeitung». Daher sei auch eine Masken- und Zertifikatspflicht in der Schweiz nicht mehr gerechtfertigt.

Aeschi fordert den Weg der Schweiz zurück zur Normalität. Unter anderem war er auch in Polen, Serbien und Albanien. Diese Länder haben ihm offenbar imponiert. Der Zuger ist jetzt Fan der Balkanländer, preist ihren Umgang mit Corona als Vorbild für die Schweiz an. «In all diesen Ländern ist man praktisch zur Normalität zurückgekehrt», so Aeschi. Kein einziges Mal habe er sein Covid-Zertifikat zeigen müssen. Bloss bei der Einreise nach Bosnien-Herzegowina habe der Grenzbeamte sein gelbes Impfbüchlein verlangt.

Auch Masken sehe man im Osten Europas und in den Balkanländern kaum mehr. Ausnahmen seien Kroatien und Slowenien. Sonst hätten Menschen auch in Restaurants und Hotels kaum mehr Masken getragen. Dies, obschon etwa in Albanien noch immer Maskenpflicht gilt. Die werde nicht weiter beachtet.

Druck auf Ungeimpfte

Samira Hurst, Vizepräsidentin der Taskforce des Bundes, hat diese Woche zwar vor einer möglicherweise heftigeren Welle als im Herbst 2020 gewarnt, die die Schweiz nochmals erfassen könnte. Gegenwärtig liegen die Corona-Referenzwerte mit 25 Patienten auf Intensivstationen und insgesamt 132 Hospitalisierungen von Corona-Erkrankten im grünen Bereich.

Derweil wächst der Druck auf Ungeimpfte. Laut der Zeitung verlangt GLP-Präsident Jürg Grossen (51), dass sich ungeimpftes Pflegepersonal mit einem Sticker kennzeichnen soll. Andere fordern wie Christoph Berger, Präsident der Impfkommission, eine Zertifikatspflicht nun auch am Arbeitsplatz und in Restaurants. FDP-Nationalrat Kurt Fluri (65) will sogar, dass Impfunwillige bei einer Corona-Erkrankung selber für die Spitalkosten aufkommen müssen.

Fluri erntete für seinen Vorschlag auch aus eigenen Parteireihen scharfe Kritik. Andrea Gmür (57), Luzerner Ständerätin und Fraktionschefin der Mitte, befürwortet zwar eine erweiterte Zertifikatspflicht. Auch sie wolle «nicht mit Maske in einem Konzert sitzen müssen, nur weil sich Leute nicht impfen lassen». Doch auch sie kann dem radikalen Fluri-Vorschlag nichts abgewinnen – der insbesondere auch SVP-Nationalrat Albert Rösti (53) entsetzt. Die Forderung nach einer Markierungsforderung verurteilt Rösti als «Brandmarkungsmethoden, die mich an dunkelste Epochen der Geschichte erinnern». (kes)

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