Ausgerechnet am Jubiläumsfest! Kein Bundesratsmitglied wird Ende August an der 40. Ausgabe des Eidgenössischen Hornusserfests in Höchstetten BE erscheinen. Zum ersten Mal in der Geschichte muss das Fest ohne Anwesenheit der Landesregierung auskommen.
Die Hornusser fühlen sich vor den Kopf gestossen. Der Erhalt des urschweizerischen Brauchtums geniesse im Bundeshaus offenbar keinen grossen Rückhalt, moniert der Eidgenössische Hornusserverband in einem offiziellen Communiqué. Und verkneift sich einen kleinen Seitenhieb nicht: zumindest, wenn keine mediale Präsenz garantiert sei.
Amherd dementiert späte Absage
Über den Termin des Hornusserfests sei das Departement der Bundespräsidentin Viola Amherd (62) schon am 18. März informiert worden, heisst es im Communiqué. Amherd habe ihre Absage aber erst am 23. Juni mitgeteilt – zu spät, um für das Fest Ende August noch ein anderes Bundesratsmitglied zu finden.
Auf Anfrage von Blick bestätigt das Departement von Amherd zwar, dass die Bundespräsidentin dieses Jahr nicht am Hornusserfest teilnehmen könne. Wieso genau Amherd während des Festes allerdings verhindert ist, bleibt unbeantwortet.
Weiter hält das Departement fest: Amherd habe gar nicht zu spät abgesagt. Die offizielle Einladung sei nämlich erst am 17. Juni eingetroffen. Ausserdem werde die Bedeutung des Hornussens nicht unterschätzt, heisst es weiter. Amherd werde ein schriftliches Grusswort zum Fest beitragen, und der Bund habe den Hornusserverband und verschiedene Vereine in den vergangenen Jahren mit Beiträgen von sechsstelligen Beträgen unterstützt.
Amherd ist nicht verpflichtet
Trotz langer Tradition ist der Auftritt am Hornusserfest für Bundesräte tatsächlich nicht verbindlich. Auch nicht in ihrem Präsidialjahr. Die Aufgaben der Bundesratsmitglieder sind im sogenannten Aide-mémoire festgehalten. Dort werden etwa die Ansprache ans Schweizervolk zum 1. August oder der Anlass mit den Bundeshausmedien auf Einladung als präsidiale Aufgaben gelistet – nicht aber Anlässe wie das Hornusserfest.
Bitter ist die Absage für den Hornusserverband trotzdem. Besonders, weil dieses Jahr erstmals auch die Meisterschaft im Platzgen, einer weiteren Schweizer Ursportart, am Fest ausgetragen wird.
Grosse Enttäuschung bei den Hornussern
Michael Kummer (42), OK-Präsident des Hornusserverbands, nimmt im Gespräch mit Blick kein Blatt vor den Mund. «Diese Absage verletzt viele Besucher, welche die Anwesenheit der Bundesräte schätzen.» Am vergangenen Hornusserfest hat der damalige Bundespräsident Alain Berset (52) das Hornussen sogar selbst ausprobiert.
Auch für die Organisatoren sei die Absage eine herbe Enttäuschung. Man habe jahrelang auf diesen Anlass hingearbeitet. Es bleibt viel Unverständnis. «In den vergangenen Jahren hat das immer geklappt, die Bundesräte haben sich untereinander abgesprochen.»
Nussbaumer war gschwinder
Ganz ohne Vertretung aus Bundesbern müssen die Hornusser aber nicht auskommen. Der höchste Schweizer, Nationalratspräsident Eric Nussbaumer (64), wird am Fest anwesend sein.
Dieser habe zur gleichen Zeit wie Amherd eine Benachrichtigung über das Datum erhalten und nach einem Anruf im Juni auch sofort zugesagt. «Das freut uns sehr und beweist, dass das eigentlich auch für Frau Amherd hätte möglich sein sollen.»