Aus «RÖSTI 007» wird doch nichts – personalisierte Kontrollschilder sind zu teuer und aufwendig
Bund bremst Autonummern-Fans aus

Der Bund erteilt den personalisierten Wunschschildern eine Abfuhr und legt das ganze Projekt zur Neugestaltung von Kontrollschildern auf Eis. Der Kanton Tessin tobt.
Publiziert: 22.10.2024 um 00:03 Uhr
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Aktualisiert: 22.10.2024 um 07:44 Uhr
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Das Bundesamt für Strassen (Astra) unter Verkehrsminister Albert Rösti hatte im Sommer angekündigt, sogenannte «vanity plates» zu prüfen.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • Keine Wunschschilder für Schweizer Autos
  • Projekt zur Neugestaltung der Kontrollschilder auf Eis gelegt
  • Tessin kritisiert fehlende Diskussion mit den Kantonen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Céline ZahnoRedaktorin Politik

Damit dürfte der Bund die Hoffnungen vieler Kontrollschildliebhaber zerschmettern: Auf Schweizer Strassen werden künftig doch keine Autos mit Wunschschildern kurven.

Im August hat das Bundesamt für Strassen (Astra) im Blick angekündigt, die Möglichkeit von personalisierten Kennzeichen zu prüfen – sogenannter «vanity plates» (übersetzt «Eitelkeitsschilder») mit einer frei wählbaren Kombination aus Buchstaben und Zahlen. Die Wunschschilder wurden neben weiteren Optionen im Rahmen des Projekts zur Neugestaltung von Kontrollschildern in Betracht gezogen.

Viele dürften also hoffnungsvoll auf die Ergebnisse des Projekts gewartet haben. Aber aus den «vanity plates» wird nichts. Und der Bund macht Nägel mit Köpfen: Gleich das gesamte Projekt zur Neugestaltung der Kontrollschilder wird auf Eis gelegt, wie das Astra auf Anfrage von Blick bestätigt.

Wegen Zürich, Bern und Sparpaket

Für die Totalabsage gibt es zwei Gründe: die bevölkerungsreichen Kantone sowie das Sparpaket des Bundes.

Die Neugestaltung der Kontrollschilder wurde überhaupt erst geprüft, weil in Zürich und Bern bald die verfügbaren Autonummern ausgehen. Im Kanton Zürich voraussichtlich bereits 2027. Deshalb musste dort schneller eine Übergangslösung her. Man hat sich für siebenstellige Autonummern entschieden. Dem folgt das Astra nun: Es wird voraussichtlich noch dieses Jahr eine Weisung publizieren, die Kontrollschilder auf sieben Stellen zu erweitern, wie es auf Anfrage schreibt. Diese wird ab Ende 2025 für den Kanton Zürich gelten und auch für den Kanton Bern, sobald dort die sechsstelligen Zahlen ausgehen.

Ausserdem wäre die Neugestaltung von Kontrollschildern mit grossem finanziellem und zeitlichem Aufwand verbunden, so das Astra. «Unter dem Eindruck der beschlossenen Sparprogramme des Bundes» und der «eventuell noch kommenden Sparprogramme im Personalbereich» habe der Bund im September entschieden, das Projekt zur Neugestaltung auf Eis zu legen.

Tessin tobt

Nicht nur für Liebhaber spezieller Kontrollschilder ist das ein Schlag: Auch im Kanton Tessin toben die Verantwortlichen. Man sei «mit dem einseitigen Vorgehen des Astra nicht einverstanden», so der Tessiner Staatsrat Norman Gobbi (47). Vor dem Abbruch des Projekts hätte es zumindest eine Diskussion mit den Kantonen geben müssen.

Die Autoschilder hätten in einer finanziell schwierigen Zeit neue Einnahmen bringen können, so der Gobbi. Autonummern spülen regelmässig hohe Beträge in die Kantonskassen. «ZH 24» ging kürzlich bei einer Onlineauktion für 299'000 Franken über den Tisch. Mit der Option der personalisierten Wunschschilder hatte man neue Einnahmequellen gewittert.

Der Berner Sicherheitsdirektor Philippe Müller (61) kann die Autonummer-Liebhaberei zwar verstehen: Er hat sich selbst ein Schild mit seinem Geburtsdatum zugelegt. Trotzdem sieht er die Sache gelassener. «Ich habe Verständnis, dass das Astra unter Spardruck steht – und auch siebenstellige Nummern dürften auf Interesse stossen, etwa die siebenstellige 1», so Müller.

CH-Kleber bleibt ebenfalls

Nicht nur die «vanity plates», auch andere Begehrlichkeiten bleiben mit Abbruch des Projekts auf der Strecke. Etwa die Forderung, dass das Länderkennzeichen CH ins Nummernschild integriert wird. Eine Gruppe Ostschweizer hat dazu vor fünf Jahren eine Volksinitiative angekündigt, der FDP-Ständerat Andrea Caroni (44, AR) nahm das Anliegen ins Parlament auf.

Der Bundesrat kündigte damals an, dies im Rahmen der Neugestaltung zu prüfen. Auch daraus wird nun nichts.

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