Roofer Elijah spricht im Video über seine Aktion
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Aufs Bundeshaus geklettert:Roofer Elijah spricht im Video über seine Aktion

Auf Bundeshaus geklettert – jetzt spricht «Roofer» Elijah (18)
«Macht mir Angst, dass es so einfach ist»

Unbemerkt stieg ein 18-Jähriger auf das Bundeshaus und verbreitet Videos davon online. Dies ist bereits der zweite Sicherheitsvorfall innert wenigen Monaten und wirft die Frage auf, ob das Bundeshaus ein Sicherheitsproblem hat.
Publiziert: 16.05.2023 um 10:00 Uhr
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Aktualisiert: 17.05.2023 um 09:07 Uhr
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In den sozialen Medien verbreitete der Roofer Bilder von der gefährlichen Aktion.
Foto: Instagram
Dominique Schlund und Matthias Kempf (Video)

Hoch über den Dächern der Hauptstadt – ein junger Mann erklomm vor einigen Tagen das Dach des Bundeshauses in Bern. Scheinbar unentdeckt vom Sicherheitspersonal filmt Elijah* (18) seinen waghalsigen Aufstieg bis hoch zur grossen Kuppel. Danach verbreite er das Video und Bilder davon auf Tiktok oder Instagram.

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Es ist nicht das erste Mal, dass der Mann waghalsig auf Gebäude steigt. Der Schüler ist «Roofer» und betreibt als Hobby das sogenannte «Roofing» ( Roof engl. für Dach). Dabei klettert man meist ohne Sicherung auf hohe Bauten oder Brücken – auf der Suche nach dem grossen Kick.

Nach gelungener Besteigung werden dann die teilweise wackeligen Bilder in den sozialen Medien geteilt, um sich mit der Aktion zu brüsten. Diese sind teils illegal, weil sich die Kletterer teilweise Zutritt zu verbotenen Bereichen verschaffen.

Blick hat den Mann, der anonym bleiben will, zum Gespräch getroffen. «Es macht mir Angst, dass es so einfach ist», sagt Elijah. «Ich hätte mit einer Verhaftung gerechnet.» (Das ganze Interview oben im Video)

Fedpol ermittelt

Die riskante Klettereinlage ist bereits der zweite Sicherheitsvorfall innert wenigen Monaten. Im Februar wurde ein junger Mann vor dem Bundeshaus gestoppt. Der geistig verwirrte Mann im Tarnanzug parkte mitten auf dem Bundesplatz und ein Sprengstofftest fiel positiv aus – das Bundeshaus wurde daraufhin evakuiert.

Parlamentarier berichteten, dass die Evakuierung teilweise chaotisch ablief, und die Bundesverwaltung versprach Verbesserungen im Sicherheitsdispositiv. Hat das Bundeshaus also ein Sicherheitsproblem?

Die Parlamentsdienste, welche für die Sicherheit im Bundeshaus verantwortlich sind, wollten auf Anfrage von Blick keine ausführliche Stellungnahme abgeben zum Kletterer auf der Bundeshauskuppel. Grund dafür seien die laufenden Ermittlungen durch das Bundesamt für Polizei, Fedpol.

Das Fedpol teilt lediglich mit, es habe Kenntnis vom Video und stehe mit den Parlamentsdiensten als Hausherrin in Kontakt. Weitere Abklärungen zum Vorfall seien im Gang.

Sicherheit wird verbessert

Bereits nach den Vorfällen im Februar wurden Stimmen laut, die sagten, es gäbe Lücken im Sicherheitsdispositiv des Bundeshauses. Damals ging es allerdings primär um Probleme bei der Evakuierung. «Im Ernstfall wären wir auf dem Präsentierteller gewesen», sagte Ständerat Andrea Caroni (43) nach dem Vorfall. Der Mann im Tarnanzug konnte jedoch noch vor dem Gebäude von den Sicherheitskräften gestellt werden.

Aufgrund der Probleme bei der Evakuierung und der darauf folgenden Kritik passte das Bundeshaus bereits im Februar einige Punkte an. So soll beispielsweise der Alarm – auch wenn keine Session stattfindet – akustisch zu hören sein. Neu sollen nicht mehr nur Parlamentarier im Notfall via SMS auf dem Laufenden gehalten werden, sondern auch Mitarbeiter.

Weiter wurde der Ablauf bei der Öffnung der Fluchttüren im Notfall in Zusammenarbeit mit dem Fedpol überarbeitet. Auch vermehrte Sicherheitsschulungen soll es in Zukunft geben.

Wie aber konnte nun ein 18-Jähriger völlig unbemerkt auf das Dach des Schweizer Regierungssitzes schleichen? Diese Frage ist zurzeit Gegenstand der Ermittlungen durchs Fedpol. Gegenüber Blick sagt Elijah nur: «Wir haben einen Weg gefunden. Wir waren ein Team und hatten Leute mit Funkgeräten, die uns von unten unterstützten.»

Sicherheitsdispositiv ein Flickenteppich?

Der oberste Sicherheitschef des Bundeshauses, Andreas Wortmann, räumte im Februar gewisse Fehler bei der Evakuierung ein. So war beispielsweise der Alarm nicht überall zu hören. Dies diene der Verhinderung einer Massenpanik. Führte im Februar aber auch dazu, dass einige Parlamentarier und Mitarbeiter gar nichts von der Evakuierung mitbekamen. Auch das könnte im Ernstfall fatale Folgen haben.

Ein möglicher Grund für die Lücken im Sicherheitsdispositiv sind die vielen beteiligten Parteien. Innerhalb des Bundeshauses – also auch für Evakuierungen – sind die Parlamentsdienste zuständig. Die Eingangskontrollen unterliegen derweil dem Fedpol, während die Sicherheit rund ums Bundeshaus bei der Berner Kantonspolizei angesiedelt ist. Kommunikation zwischen diesen Diensten und eine klare Verteilung der Kompetenzen sind daher zentral.

*Name geändert

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