Arme Schweine statt schwarze Schafe
Linke Tierschützer gucken bei der SVP ab

Dieses Plakat kommt einem bekannt vor! Die Befürworter der Massentierhaltungs-Initiative haben fürs Abstimmungsplakat beim gegnerischen Lager abgeschaut.
Publiziert: 22.08.2022 um 16:21 Uhr
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Mit diesem Plakat wirbt das Initiativkomitee für die Massentierhaltungs-Initiative.
Foto: Zvg
Lea Hartmann

Es ist ein Abstimmungskampf mit Déjà-vu. Seit einigen Tagen zieren rosa Schweinchen viele Plakatwände im Land. Sie machen Werbung für ein Ja zur Massentierhaltungs-Initiative – und wecken Erinnerungen an eine Kampagne, die vor über zehn Jahren über die Landesgrenzen hinaus für Furore sorgte.

2010 warb die SVP mit einem schwarzen Schaf, das aus der Schweiz gekickt wird, für die Ausschaffungs-Initiative. Das umstrittene Schäfchenplakat wurde im In- und Ausland für unterschiedlichste Zwecke kopiert – nicht nur von Rechten.

Schweizer Schweine statt kriminelle Ausländer

Nun lassen sich auch die linken Tierschützerinnen und Tierschützer, die hinter der Massentierhaltungs-Initiative stehen, vom SVP-Plakat inspirieren. Statt um kriminelle Ausländer geht es dieses Mal um arme Schweizer Schweine. Und statt des Kicks zurück in die Heimat zeigt das Plakat den Sprung in die Freiheit. Die Ähnlichkeiten zwischen dem Schweinchen- und dem Schäfchenplakat sind augenfällig – trotz der unterschiedlichen Botschaft.

Die Anlehnung ans SVP-Plakat sei nicht gewollt gewesen, behauptet Philipp Ryf (36), Kampagnenleiter der Massentierhaltungs-Initiative. Man habe der Werbeagentur den Auftrag gegeben, ein Plakat zu gestalten, das sich an die Fahnen anlehnt, die schon seit anderthalb Jahren an vielen Balkonen hängen. «Erst als die Plakate hingen, bin ich auf die Ähnlichkeit zum SVP-Plakat aufmerksam gemacht worden», sagt Ryf.

«Initiative hat viel mit Swissness zu tun»

Ryf glaubt, dass es dem Ja-Lager helfen kann, wenn das Plakat Assoziationen auslöst. Inhaltlich gebe es durchaus Anknüpfungspunkte zur SVP-Initiative. «Unsere Initiative hat viel mit Swissness zu tun, wir wollen die Schweizer Landwirtschaft mit unserer Importklausel schützen», sagt er. Und während die SVP mit dem Schlagwort Masseneinwanderung Politik macht, tun sie es mit der Massentierhaltung. «Natürlich hoffen wir, mit dem Plakat auch SVP-Wähler zu erreichen», so Ryf.

SVP-Nationalrat Thomas Aeschi (43) findet das «Rattenfängerei». «Die Initiative führt dazu, dass die Lebensmittel teurer werden und noch mehr aus dem Ausland importiert wird», sagt er. Mit Swissness habe das nichts zu tun.

Doch der SVP-Fraktionschef stellt auch fest: «Die SVP hat offensichtlich Erfolg mit ihren Kampagnen – sonst würden diese nicht kopiert.» Auch wenn er, wie er ergänzt, mehr Freude hätte, wenn die Kopierer nicht zum gegnerischen Lager gehören würden.

Darum gehts bei der Massentierhaltungs-Initiative

Die Massentierhaltungs-Initiative fordert höhere Tierwohl-Standards für Rinder, Hühner und Schweine. Künftig sollen für alle Nutztiere in der Schweiz in Sachen Tierhaltung die Bio-Richtlinien gelten. Es sollen also beispielsweise alle Tiere Auslauf haben und es dürften nicht mehr so viele Tiere in einem Stall gehalten werden. Für die Umsetzung der Initiative hätten Bund und Landwirtschaft 25 Jahre Zeit.

Die Massentierhaltungs-Initiative fordert höhere Tierwohl-Standards für Rinder, Hühner und Schweine. Künftig sollen für alle Nutztiere in der Schweiz in Sachen Tierhaltung die Bio-Richtlinien gelten. Es sollen also beispielsweise alle Tiere Auslauf haben und es dürften nicht mehr so viele Tiere in einem Stall gehalten werden. Für die Umsetzung der Initiative hätten Bund und Landwirtschaft 25 Jahre Zeit.

Sind 7000 Hühner im Stall zu viel?
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