Die Welt trauert um Politik-Legende Henry Kissinger (†100). Der frühere US-Aussenminister starb in seinem Haus im US-Bundesstaat Connecticut, wie seine Beratungsfirma Kissinger Associates Inc. am Donnerstag mitteilte.
Der Friedensnobelpreisträger war eine schillernde Figur der US-Politik. Seine Spezialität: die Geheimdiplomatie. Er gilt als Top-Diplomat des 20. Jahrhunderts, als einer der prägendsten Staatsmänner der Nachkriegszeit. Kissinger war von 1973 bis 1977, also während des Kalten Krieges, im Amt.
Ogi traf Kissinger in der Schweiz
Kissinger war ebenfalls dafür bekannt, dass er jederzeit den US-Präsidenten, oder die Machthaber aus Russland und China ans Telefon kriegte. So zählt zu seinen grössten Erfolgen die Annäherung der USA an China Anfang der 1970er-Jahre.
Über die geopolitische Lage hat Kissinger auch mit alt Bundesrat Adolf Ogi (81) gesprochen. «Ich habe Henry Kissinger zweimal getroffen», erzählt der ehemalige Magistrat Blick. Beide Male hätten die Treffen im eher privaten Kreis stattgefunden.
«Das eine Mal war in Zürich oder Luzern, das zweite Mal traf ich Herrn Kissinger in einem Hotel etwas ausserhalb von New York – das ist viele Jahre her», erinnert sich Ogi.
«Diesem Mann hat man zugehört»
Beim Treffen in der Schweiz sei es darum gegangen, ob Europa neben Amerika, Russland und China eine vierte Kraft sein könne. «Kissinger hatte keine besonders kräftige Stimme», erzählt der ehemalige Verteidigungsminister. Dennoch: «Diesem Mann hat man zugehört.»
Es sei nicht immer alles so aufgegangen, wie Kissinger das skizziert hatte, sagt Ogi, der auch später stets noch mit Interesse verfolgt hat, was Kissinger tat.
Etwa zuletzt seine Äusserungen zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Vergangenes Jahr sorgte Kissinger etwa am WEF in Davos GR für Aufsehen, als er sagte, dass die Ukraine Russland Zugeständnisse machen solle. Für Ogi ist darum klar: «Er war ein weiser Mann, der bis zum Schluss etwas zu sagen hatte.»