Die junge Generation konsumiert Medien fundamental anders als die älteren Semester. Während für Letztere etwa zum Abendritual gehört, um 10 vor 10 Uhr SRF 1 einzuschalten oder am Sonntagabend beim «Tatort» mitzurätseln, hat dieses sogenannte lineare Fernsehen für die meisten Jungen kaum mehr Bedeutung.
«Ich kenne kaum jemanden in meinem Alter, der – mit Ausnahme von Live-Sport – regelmässig linear TV schaut», sagt Andri Silberschmidt (23), Präsident der Jungfreisinnigen und No-Billag-Befürworter.
Twitter, Facebook und Youtube
Stattdessen würde sich seine Generation ganz gezielt und auf diversen Kanälen mit Infos und Unterhaltung versorgen: via Twitter, Facebook oder Youtube etwa. Er selber lese zudem am Morgen die E-Paper von Tageszeitungen und sei tagsüber immer wieder auf den Newsportalen unterwegs. Auch SRG-Sendungen konsumiert der Jungpolitiker, aber eben nicht zur primären Sendezeit. «Ich wähle via Podcast ganz gezielt Beiträge in Sendungen aus, die mich interessieren.»
Für viele «Digital Natives», die von klein auf an Handy und Tablet gewöhnt sind, hat das Schweizer Radio und Fernsehen eine geringe Bedeutung. Und genau auf diese junge Generation der SRG-Abstinenzler zielen die Argumente der No-Billag-Befürworter: «Auch wenn man die von der Billag finanzierten Programme nicht nutzt oder sie einem nicht gefallen, muss man heute dafür bezahlen – und zwar unter Androhung von Busse.»
Je jünger, desto SRG-kritischer
Um die Abstimmung vom 4. März 2018 zu gewinnen, sind die SRG-Abschaffer auf viel Support der Jungen angewiesen. Ob sie diesen bekommen, ist allerdings offen. Eine erste repräsentative Umfrage des Verbands Schweizer Medien vom September, bei der eine Mehrheit für die Initiative votierte, hat keinen breiten Generationengraben gezeigt.
Dennoch gilt: je jünger, desto SRG-kritischer. Nur 36 Prozent der 18- bis 34-Jährigen gaben in der Umfrage an, die Initiative ablehnen zu wollen. Bei den Ü-55 sind es immerhin 39 Prozent. Auch ist bei den Jungen der Anteil der noch Unentschlossenen am grössten.
«Die junge Generation dürfte einen wesentlichen Einfluss auf den Ausgang der Abstimmung haben», sagt Lukas Golder (43), Co-Leiter des Forschungsinstituts GFS Bern. Denn bei dieser hätte die SRG rein aufgrund des jüngeren Alters und der folglich geringeren Bindung ein schlechteres Image. Dazu komme der andere Medienkonsum. Aber: «Auch bei den Jungen ist SRF ein Massenmedium, das eine zentrale Rolle spielt.»
«SRG kann bei den Jungen viel Support holen»
In welche Richtung werden die Jüngeren die Abstimmung lenken? Eine eindeutige Prognose wagt Golder nicht, denn: «Die SRG und die No-Billag-Gegner können bei der jüngeren Generation viel Support holen.» Und zwar, wenn es ihnen gelänge, die gesellschaftliche Funktion der SRG überzeugend zu erklären. «Die Abstimmung ist eine grosse Chance für die SRG, ihr Image bei den Jungen zu verbessern.»
Und auch die Jungparteien eilen der SRG zur Hilfe. «Wir von der JCVP werden mit der Juso, den jungen Grünen, JGLP und JBDP ein Komitee gegen die No-Billag-Initiative auf die Beine stellen», sagt JCVP-Präsident Tino Schneider (26). Man werde im Abstimmungskampf den Fokus voll auf die Jungen legen und denen die Wichtigkeit und Bedeutung der SRG aufzeigen.
Im Kampf um Sein oder Nichtsein ist eines der Ziele der SRG und der No-Billag-Gegner also ganz klar: Die Herzen der Jungen gewinnen!