Aargauer Genossen setzen für Zugpferd Amtszeitbeschränkung ausser Kraft
Extrawurst für SP-Chef Wermuth

SP-Co-Präsident Cédric Wermuth hat von der Aargauer SP die Erlaubnis für eine weitere Amtszeit im Nationalrat bekommen. Für ihn wird eine Ausnahme von der Amtszeitbeschränkung gemacht.
Publiziert: 16.08.2022 um 20:25 Uhr
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Aktualisiert: 16.08.2022 um 20:50 Uhr
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SP-Co-Präsident Cédric Wermuth kann vier weitere Jahre in Bern politisieren.
Foto: Keystone

Cédric Wermuth (36) darf noch einmal antreten. Die Delegierten der SP Aargau haben dem SP-Co-Präsidenten am Dienstagabend grünes Licht für vier weitere Jahre im Nationalrat gegeben.

Eigentlich schreiben die Statuten der Kantonalpartei eine Amtszeitbeschränkung von zwölf Jahren fest. Die hat Wermuth, der im Alter von 25 Jahren in den Nationalrat gewählt worden war, nächstes Jahr erreicht. Eine Klausel sieht aber vor, dass die Delegierten mit einer Zweidrittelmehrheit vier weitere Politjahre erlauben können.

«Cédric braucht es»

Der Entscheid war im Fall Wermuths Formsache: Er fiel einstimmig – und mit Standing Ovations. Kritische Stimmen gab es keine. Niemand in der Partei hat ein Interesse, dem Co-Präsidenten der nationalen Partei ein Bein zu stellen. Ohne ihr Zugpferd fürchtet die SP einen Sitzverlust im Nationalrat. Vor drei Jahren hatten die Aargauer Genossinnen und Genossen einen dritten Sitz zurückerobert – den will man nicht aufs Spiel setzen.

Wermuth selbst bezeichnete sich und die SP Aargau als «Dreamteam». Als nationaler Parteipräsident gebe er zusammen mit Co-Präsidentin Mattea Meyer jeden Tag sein Bestes für die Partei.

«Cédric braucht es im Nationalrat», sagte SP-Grossrätin Lelia Hunziker. «Er steht nach zwölf Jahren nicht am Ende seiner Karriere, er ist nicht aufgebraucht oder müde, vielmehr dreht er immer weiter auf.» Er sie sozusagen «SP bi de Lüüt». Auch Wermuths Nationalratskollegin Yvonne Feri (56) machte sich für ihren Parteichef stark – auch wenn sie selbst die Amtszeitbeschränkung zum Anlass nimmt, ihre eigene politische Karriere im Nationalrat zu beenden.

Suter will in den Ständerat

Sie sei nie eine Sesselkleberin gewesen, sagte Feri. «Mir war immer wichtig, frischen Kräften Platz zu machen und neuen Ideen Raum zu geben.» Den Entscheid zu gehen, begründete sie mit ihrer beruflichen Zukunft. Sie sei in einem «schwierigen Alter» und darauf angewiesen, bis zur Pensionierung noch etwas Geld zu verdienen.

Auch die dritte Aargauer SP-Nationalrätin Gabriela Suter (49) könnte Platz für jemand Neues machen: Die Delegierten haben sie am Dienstagabend als Ständeratskandidatin aufgestellt. Das Ziel: Die Aarauerin soll den Sitz des zurücktretenden SVP-Ständerats Hansjörg Knecht (62) holen. «Ich glaube, es wird hart. Aber es ist möglich!», sagte Suter kämpferisch.

Auch für Badran brauchts eine Ausnahme

Wermuth ist nicht der einzige Genosse, dem im Hinblick auf die Wahlen 2023 eine Amtszeitbeschränkung in die Quere kommt. Gleiche oder ähnliche Regelungen gibts bei vielen weiteren Kantonalparteien.

Auch SP-Fraktionschef Roger Nordmann (49) hätte eigentlich seinen Sitz räumen müssen – hätte die Waadtländer SP nicht ebenfalls ein Auge zugedrückt. Und mit der Zürcher Nationalrätin Jacqueline Badran (60) ist ein weiteres SP-Schwergewicht auf eine Ausnahmeregelung angewiesen. Ein Entscheid fällt in ihrem Fall erst im Frühling nächsten Jahres, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Wobei auch sie sicher sein kann: Wenn sie will, dann darf sie bleiben. (lha)

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