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Eine Altersresidenz in Zürich. Altersheime sind von der Corona-Pandemie besonders stark betroffen.
Foto: Keystone
Über 40'000 Menschen kamen im vergangenen Jahr wegen Covid-19 ins Spital. Zwölf Prozent von ihnen überlebten die Infektion nicht.
Wer sind die Menschen, die in der ersten und zweiten Pandemie-Welle in der Schweiz ums Leben kamen? Und wie hat sich die Krise ganz konkret aufs Gesundheitswesen ausgewirkt? Antworten auf diese Fragen gibt eine neue Publikation des Bundesamts für Statistik (BfS), die sich den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Gesundheitsversorgung 2020 widmet.
Die wichtigsten Ergebnisse der Studie:
- Krebskranke mussten warten: Trotz der vielen Corona-Kranken ist die Zahl der Spitaleinweisungen 2020 im Vergleich zu den Vorjahren zurückgegangen. Das liegt ganz wesentlich daran, dass wegen der Pandemie nicht dringende Operationen verschoben werden mussten, um für den Notfall genügend Betten freizuhaben. Im Frühling 2020 wurden beispielsweise fast 4000 Krebspatientinnen und -patienten weniger im Spital behandelt als normalerweise in dieser Zeit – das entspricht einem Minus von 16 Prozent. Der Rückgang sei anschliessend nicht vollständig aufgeholt worden, kommt das BfS zum Schluss. Am stärksten verringert hat sich die Zahl der Hospitalisierungen aufgrund einer Krankheit des Muskel-Skelett-Systems – also beispielsweise wegen Arthrose, Rücken- oder Gelenkschmerzen. Übers ganze Jahr gesehen ging die Zahl der Spitaleinweisungen deswegen um acht Prozent zurück.
- Übersterblichkeit: 2020 starben im Spital acht Prozent mehr Menschen als sonst. In den Alters- und Pflegeheimen nahm die Zahl der Todesfälle um 16 Prozent zu. Besonders hoch war die Übersterblichkeit in der zweiten Pandemiewelle im Herbst 2020. Ab Mitte Oktober war die Zahl der Todesfälle in Altersheimen 80 Prozent höher als in den Vorjahren. In den Spitälern erhöhte sich die Zahl der Todesfälle ab November um über 50 Prozent. 49 Prozent aller an Covid Verstorbenen starben im Alters- oder Pflegeheim.
- Dreimal so lange auf der IPS: Covid-Kranke mussten 2020 mehr als doppelt so häufig auf der Intensivstation behandelt werden wie andere Patientinnen und Patienten: Zwölf Prozent der Covid-Patienten gegenüber fünf Prozent bei den anderen. Sie benötigten ausserdem dreimal so viel Intensivpflegestunden wie Nicht-Covid-Patienten. Covid-Kranke starben im Spital fünfmal häufiger als Personen ohne Covid.
- Doppelt so hohe Kosten: Der erhöhte Pflegebedarf verursacht entsprechend Kosten; Im Schnitt kostete ein Covid-Patient mit knapp 23'000 Franken fast doppelt so viel wie andere Patienten. Bei einer Einweisung auf die Intensivstation klettern die Durchschnittskosten auf rund 74'000 Franken. Nicht-Covid-Patienten verursachen auf der IPS im Schnitt Kosten von rund 40'000 Franken.
- Überlastung der IPS: Knapp ein Fünftel aller auf der Intensivstation geleisteten Arbeitsstunden betraf 2020 Covid-Patienten. Auf dem Höhepunkt der beiden Pandemiewellen im Frühling und Herbst hätten die erfassten Stunden in der IPS die Werte der Vorjahre massiv überstiegen, was die Überlastung der Intensivstationen erkläre, schreibt das BfS. Zwischen Mitte März und Anfang April wurden im Vergleich zu den Vorjahreszeiträumen gut 50 Prozent mehr Intensivpflegestunden verbucht.
- Lieber nicht ins Altersheim: Corona hat sich auch bei den Altersheim-Neueintritten bemerkbar gemacht. Die Zahl der Seniorinnen und Senioren, die neu ins Alters- oder Pflegeheim kamen, lag 2020 drei Prozent tiefer als sonst.
(lha)
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