6,7 Fälle pro 1000 Frauen
Jede zweite Abtreibung mit über 30

In der Schweiz sind im vergangenen Jahr 11'000 Schwangerschaften abgebrochen worden. Die Frauen, die abtreiben, werden immer älter. Jede zweite ist über 30.
Publiziert: 06.07.2022 um 09:34 Uhr
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Aktualisiert: 06.07.2022 um 11:02 Uhr
Eine Gynäkologin bereitet medizinische Instrumente für einen Schwangerschaftsabbruch vor. (Archivbild)
Foto: CHRISTIAN BEUTLER

Die Anzahl der Schwangerschaftsabbrüche in der Schweiz bleibt stabil. Insgesamt gab es 10'869 Schwangerschaftsabbrüche von in der Schweiz wohnhaften Frauen. Die Rate von 6,7 Abbrüchen pro 1000 Frauen blieb damit im Vergleich zu 2020 praktisch unverändert. 2020 hatte die Rate bei 6,8 Abbrüchen pro 1000 Frauen im Alter von 15 bis 44 Jahren gelegen, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Mittwoch mitteilte.

Mehr spätere Abbrüche

Bei den Frauen zwischen 15 und 19 Jahren registrierte das BFS 745 Schwangerschaftsabbrüche, was einer Rate von 3,7 pro 1000 Frauen dieser Alterskategorie entspricht. Die Rate lag 2020 bei 3,5.

Die Schwangerschaftsabbrüche von über 30-jährigen Frauen nahmen in den vergangenen zehn Jahren zu. 2010 waren 45 Prozent der Frauen mit einem Abbruch über 30 Jahre alt, 2020 und 2021 lag ihr Anteil bei 52 Prozent. Der Anteil der 25- bis 30-Jährigen veränderte sich seit 2010 wenig und lag bei 23 Prozent.

Während die Abbrüche unter 25-jähriger Frauen 2010 noch 33 Prozent ausmachten, sank der Anteil 2020 und 2021 auf 25 Prozent. Die Anteile der Frauen zwischen 15 und 19 Jahren sanken von 9 Prozent 2010 auf 7 Prozent 2021.

Meist kommt die Abtreibungspille zum Einsatz

Die medikamentösen Abbrüche nahmen nach dem Vorjahr auch 2021 zu. Landesweit machten sie 80 Prozent der Abbrüche aus, chirurgische Abbrüche 20 Prozent. Die Zunahme der medikamentösen Abbrüche seit 2019 liess sich in allen Kantonen beobachten.

Allerdings zeigten sich Unterschiede: Während 2021 in den Kantonen Freiburg und Genf 60 Prozent der Abbrüche medikamentös erfolgten, waren es in Basel-Stadt, Jura, Neuenburg, Solothurn, Nidwalden und Uri über 90 Prozent.

95 Prozent in den ersten 12 Wochen

Der Anteil der Abbrüche vor der zwölften Schwangerschaftswoche analog der Fristenregelung blieb über die Jahre stabil bei geringen kantonalen Unterschieden. 95 Prozent der Abbrüche fanden auch 2021 in diesem Zeitraum statt und 77 Prozent vor der achten Woche. Auch die Abbrüche nach der zwölften Woche blieben seit 2007 mit 5 Prozent unverändert.

In einigen Kantonen lag die Rate der Abbrüche pro 1000 Frauen über dem schweizerischen Mittel. In Genf erreichte sie 2021 mit 10,1 den höchsten Wert gefolgt von der Waadt mit 9,1. Die Werte veränderten sich im Vorjahresvergleich kaum.

Eine Steigerung der Abbruchraten gab es in Neuenburg (von 7,4 auf 8,8) und in Zürich (von 7,4 auf 8). In Basel-Stadt sank die Quote dagegen von 9,1 auf 7, im Kanton Basel-Landschaft von 7,2 auf 5,8 und in Schaffhausen von 8 auf 6,1.

Im Espace Mittelland (BE, FR, SO, NE, JU) lag die Rate mit 6,3 unter dem Landesdurchschnitt. Auch die Ostschweiz (SG, TG, AI, AR, SH, GR, GL) und die Nordwestschweiz (BS, BL) mit 5,6, die Zentralschweiz (NW, OW, LU, UR, SZ, ZG) mit 5,2 und das Tessin mit 4,3 verzeichneten unterdurchschnittliche Werte. (SDA)

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