Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgen alle vier Wochen die Kultsendung «Aktenzeichen XY... Ungelöst» (seit 1967, 20.15 Uhr, ZDF) von Sendungserfinder, Journalist und Moderator Eduard Zimmermann (1929–2009). Seit 2002 führt der Sportjournalist und ehemalige Eiskunstläufer Rudi Cerne (65) durch die Live-Sendung. Am 27. März stand um 20.15 Uhr die 600. Ausgabe des True-Crime-Formats an. Zu diesem Anlass hat Spot On News bei den Sendungsmachern nachgefragt, welche besonders berührenden alten Fälle nach wie vor offen sind?
Diese drei grausigen Fälle sind immer noch offen
«Es gibt eine Reihe von offenen Fällen, und jeder für sich ist tragisch», heisst es von der verantwortlichen ZDF-Redaktion. Diese drei seien besonders in Erinnerung geblieben:
Mord mit Quecksilber-Spritze
«Der 40-jährige Christoph Bulwin verlässt am Nachmittag des 15. Juli 2011 seine Arbeitsstelle in Hannover. Ein Mann nähert sich ihm von hinten und pikst ihm mit einem präparierten Regenschirm ins Gesäss. Wie sich herausstellt, war am unteren Ende des Schirms eine Spritze mit einer zunächst unbekannten Flüssigkeit angebracht, die dem Opfer bei der Attacke injiziert worden ist. Der Täter kann flüchten. Zunächst geht es dem zweifachen Familienvater gut – doch dann klagt er über Nebenwirkungen und verstirbt schliesslich qualvoll. Todesursächlich war der Inhalt der Spritze – ein Gemisch aus Quecksilber und einem weiteren hochgiftigen Stoff. Motiv und Täter sind bis heute vollkommen unklar.»
Ein Mord und ein mysteriöser Kastenwagen
«Die 26-jährige Eva Götz studiert Biologie in Freiburg. Nach einem Besuch ihrer Familie in der Pfalz kehrt sie am 26. Januar 1997 zurück nach Freiburg. Vermutlich läuft sie vom Bahnhof zu Fuss zu ihrer WG – doch dort kommt sie nicht an. Anwohner einer Strasse, durch die Eva Götz an diesem Abend vermutlich gegangen ist, berichten von Schreien einer Frau und der Sichtung eines älteren Kastenwagens. Vermutlich derselbe Kastenwagen fällt Stunden später rund 80 Kilometer entfernt von Freiburg – in der Nähe von Donaueschingen – auf. Wenig später wird genau dort die Leiche gefunden. Der Fall stellt die Polizei bis heute vor viele Rätsel.»
Mord an einem Kind
«Der 13-jährige Schüler Tristan Brübach wird am 26. März 1998 in einer Tunnelunterführung eines Bachs in der Nähe des Bahnhofs Frankfurt-Main/Höchst von spielenden Kindern tot aufgefunden. Die Obduktion ergibt: Er war bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt und anschliessend auf unfassbar brutale Weise ermordet worden. Zeugen sehen einen Mann mit Zopf – hat er etwas gesehen oder gar mit der Tat zu tun? Fest steht: Bis heute ist der brutale Mord an Tristan Brübach ungeklärt.»
Wie hoch ist die Aufklärungsquote?
Aufregend ist die True-Crime-Sendung für viele Zuschauerinnen und Zuschauer vor allem deshalb, weil alle Mörder und Mörderinnen, Vergewaltiger und andere Kapitalverbrecher und -verbrecherinnen, die darin vorkommen, bis zur Ausstrahlung noch frei herumlaufen. Viele Fälle konnten durch die Sendung gelöst werden. Zur Bilanz sagen Sendungsmacher und Sender anlässlich der 600. Sendung:
«‹Aktenzeichen XY... Ungelöst› ist ungebrochen ein fester und wichtiger Bestandteil der Öffentlichkeitsfahndung der Ermittlungsbehörden – weil das Anliegen heute ebenso aktuell ist wie bei der Erstausstrahlung im Oktober 1967: die Verbrechensbekämpfung zu unterstützen», so die Redaktion. Die Bedeutsamkeit der Sendung zeige sich durch das stets hohe Aufkommen von Hinweisen während und nach den Sendungen und durch die «Aufklärungsquote von knapp 40 Prozent».
Ebenfalls bemerkenswert ist die Einschaltquote. Im Jahr 2023 erreichte «XY» laut Sender durchschnittlich 5,33 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer ab 3 Jahren, was einem Marktanteil von 20,6 Prozent entspricht. Das jüngere Publikum zeige ebenfalls grosses Interesse: Bei den 14- bis 49-Jährigen erzielt «Aktenzeichen XY… Ungelöst» einen hohen durchschnittlichen Marktanteil von 17 Prozent mit 0,99 Millionen Zuschauenden.
Verschiedene Ableger des Kultformats
Die Sendung «Aktenzeichen XY... Ungelöst» hat im Laufe der Jahre viele Spin-offs bekommen, als da wären: «Aktenzeichen XY... Cold Cases», «Aktenzeichen XY... Gelöst», «Aktenzeichen XY... Vorsicht, Betrug», «Aktenzeichen XY... Vermisst» und «XY gelöst». Mit diesen Formaten wird nicht nur die Öffentlichkeitsfahndung der Ermittlungsbehörden unterstützt. Es werde auch «präventiv vor aktuellen Betrugsmaschen» gewarnt oder die oft «jahrelange Ermittlungsarbeit» der Polizei bis zur Festnahme und Verurteilung der Täter und Täterinnen gezeigt.
In diesem Jahr stehen drei Ausgaben der fünf Ableger auf dem Programm. «Aktenzeichen XY... Gelöst» wurde am 6. März ausgestrahlt und ist noch in der Mediathek zu finden. Ausserdem präsentiert Sven Voss (47) im Frühjahr eine neue Staffel «XY gelöst» und Rudi Cerne moderiert im Herbst «Aktenzeichen XY... Vermisst».
Auch die 600. «Aktenzeichen XY... Ungelöst»-Sendung widmen die Macher dem Sinn und Zweck des Formats. «Die Jubiläumsausgabe wird eine reguläre Sendung und ausschliesslich dem Ziel gewidmet sein, aktuelle Kriminalfälle zu zeigen und die Bevölkerung zur Mithilfe aufzurufen», so das ZDF im Vorfeld der Ausstrahlung. (Spot On)