TV-Moderatorin Viola Tami (40) hat in ihrer Sendung «Ding-Dong» schon viele spektakuläre Häuser besucht – doch in so eine bizarr-dunkle Welt ist sie noch nie getaucht.
2014 starb der Schweizer Künstler und Oscar-Preisträger H.R. Giger im Alter von 74 Jahren nach einem Treppensturz. Seine Vorliebe für Süsses war dem «Fürsten der Finsternis» zum Verhängnis geworden. Über eine steile Treppe wollte er ins Obergeschoss seines Hauses in Zürich-Seebach gelangen, um mit seiner Frau Carmen (55) ein Stück Kuchen zu essen. Dabei stürzte er schwer und starb später im Spital.
H.R. Giger ist noch immer da
Sieben Jahre später hat Viola Tami (40) mit ihrem Team der Sendung «Ding-Dong» (heute SRF 1, 21.05 Uhr) sein Zuhause besucht. Das geht unter die Haut: Fast alles hat Witwe Carmen Giger (55) so belassen. Überall gibt es fantastische Geschöpfe, dunkle Gemälde und Möbel zu bestaunen. «Mit dem ersten Schritt über die Türschwelle taucht man in seine Welt ein», sagt Viola Tami. Was ihr auffiel: «Carmen lächelt, wenn sie von Hans-Ruedi spricht. Irgendwie so, als wäre er noch da.»
Mehr zu «Ding Dong»
Just in diesem Moment begann das Licht zu flackern. Das Licht gehe immer wieder aus. Es sei ein altes Haus. Die Witwe lebt noch immer alleine hier – ohne neuen Partner, wie sie betont. Oft kämen aber ihre Mutter zu Besuch oder Kunstinteressierte aus dem Ausland.
Oscar war Fluch und Segen
Viola Tami durfte bei ihrem Hausbesuch auch den Oscar in die Hand nehmen, welcher der Bündner 1980 für seine Mitwirkung am Spielfilm «Alien» in der Kategorie Beste visuelle Effekte verliehen bekam. Der Oscar sei trotz der Ehre Fluch und Segen zugleich gewesen, erfahren wir, denn die Kunstwelt habe den grossen Surrealisten geschnitten.
Giger war weit mehr als ein Hollywood-Künstler. Er war ein universelles Genie. Auch wenn die meisten seiner Werke in seinem Museum von Greyerz ausgestellt sind, so zeigt die Sendung «Ding-Dong», wie der Bündner auch bei sich zu Hause ein grossartiges Universum schuf. Er konnte in Welten schauen, die wir nie sahen. Jeden Morgen setzte er sich in seinen kleinen Zug und fuhr damit durch den Garten, der einer Geisterbahn glich.
Das Geräusch des Unfalls noch präsent
Nur den Zugang zur Treppe im Obergeschoss hat die Witwe umbauen lassen. Die Geräusche des Unfalls seien immer noch präsent in ihrem Kopf. Viele Erinnerungen bleiben: Giger sei trotz seines Hangs zur Finsternis auch ein humorvoller Mensch gewesen. «Er hat kein Fleisch mit Knochen essen, keine Kriegsnachrichten schauen können. Er war sehr sensibel», sagt sie.
«Giger lehrte uns zwar das Fürchten, aber er war eine schöne Seele und eine warme Person», hatte Verleger Patrick Frey (72) anlässlich von dessen Gedenkfeier im Zürcher Fraumünster gesagt. Er hatte den Künstler oft in seinem Haus in Seebach besucht.
Viola Tami ergänzt in der Sendung: «Es war eine unglaublich spannende Reise durch sein Haus. Am Anfang ist man wie erschlagen, aber dann beruhigt sich das Gefühl.» Auch, weil man spürt, dass der Schöpfer berauschender Welten darin weiter lebt.