Er ist wieder hier, in seinem Revier: Am Karfreitag kündigte Stefan Raab (57) in einem mysteriösen Video sein Comeback an und am letzten Montag dann konkret den dritten Kampf gegen die frühere Box-Weltmeisterin Regina Halmich (47) am 14. September. Zweimal hat er von ihr schon Prügel kassiert. Doch ein Raab gibt nie auf. Der Faustkampf dient ihm als Mittel zum immerselben Zweck: Den Mief der Normalität, aus dem er selber stammt, mit derben Spässen auf Distanz zu halten.
Raab war einst gross, wirklich gross, ein echtes Phänomen: Beim Musiksender Viva 1993 eingestiegen, erreichte der Kölner mit seinem Late-Night-Format «TV total» ab 1999 auf ProSieben zu Spitzenzeiten noch weit nach 23 Uhr über zwei Millionen Zuschauer. Aus vielen Rubriken und Specials wie der «Wok-WM» entstanden daneben eigenständige Abendshow mit Topquoten. Raab nahm 2000 mit «Wadde hadde dudde da?» selber am ESC teil und entdeckte junge Showgrössen wie Stefanie Heinzmann (35) und Lena Meyer-Landrut (32), die den Gesangswettbewerb 2010 gewann.
Gebrochene Nase und grosse Erfolge
Mit seinem rüpelhaften Stil kam der gelernte Metzger nie an andere deutsche Star-Unterhalter wie Thomas Gottschalk (73) oder Harald Schmidt (66) heran. Doch er verdiente sich, auch weil er die meisten seiner Formate selber produzierte, mehr als eine goldene Nase. Die ihm zweimal gebrochen wurde. Einmal von Halmich im ersten Kampf 2001, einmal von Rapper Moses Pelham (53) 1997 bei der «Echo»-Verleihung als Antwort auf eine Provokation.
Er sei der «reichste Entertainer Deutschlands», sagte er in seiner Bescheidenheit gerne. Ende 2015 nahm er in «Schlag den Raab» von den Kameras Abschied. Was als überraschend taxiert wurde, war wohl eher Ausdruck seines Gespürs. Ein Bauchmensch wie er wusste: Irgendwann reisst jede Strähne. Was er zuvor anfasste, wurde zu Gold. Wie ein Trüffelschwein wühlte er sich durch die Niederungen des deutschen Kleinbürgertums, Schadenfreude und Schamgenuss inklusive. Exemplarisch dafür steht der im Song «Maschen-Draht-Zaun» verewigte Nachbarschaftsstreit. Das Lied verkaufte sich millionenfach, das öffentliche Aufsehen überforderte jedoch die echten Menschen hinter dieser Verulkung von Menschen aus Ostdeutschland.
Er hat sich nur versteckt
Nun ist er also wieder hier, gefrässig wie immer. Doch die Wahrheit ist: Er war nie wirklich weg, hat sich nur versteckt, um mit Marius Müller-Westernhagen (75) zu sprechen. Er hat bloss etwas die Witterung verloren. Mit Raab TV und der Firma Brainpool lancierte er nämlich auch nach 2015 immer wieder neue Produktionen, so 2018 die Erfindershow «Das Ding des Jahres» und 2019 die «Headis Team-WM». Beide Formate floppten. Die beiden Musikshows «Free European Song Contest» und «Famemaker» waren ebenfalls nur mässig erfolgreich. Selbst das «TV total»-Comeback mit Sebastian Pufpaff (47) als Moderator wollte nicht recht zünden.
Ende 2023 trennte sich Raab von Brainpool. Um mit dem Ex-Chef von ProSieben und Sat.1, Daniel Rosemann (43), im Januar 2024 flugs die neue Firma Raab Entertainment zu gründen, die nun für RTL eine tägliche Show zur kommenden Fussball-EM realisieren wird. Raab wühlt also weiterhin höchst fleissig herum. Und dass eine, pardon, Rampensau wie er auch mal wieder frisches Futter braucht, versteht sich von selber. Deshalb der Boxkampf.
Der allerdings auch Teil einer ganzen Kampagne sein könnte. Von einem «Grossangriff auf die etablierte TV-Welt» schrieb «Bild» am Donnerstag. Raab plane mit seiner neuen Firma ein eigenes Streaming-Angebot speziell für Handynutzer mit Start am 14. September. Und der Fight gegen Halmich wäre also nur eine PR-Aktion. Ein Raab gibt nie auf. Schauen wir, ob das Trüffelschwein seine Fährte wiederfindet.
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