Jedes Jahr pilgern schwarz gekleidete Menschen in das real existierende Wacken in Schleswig-Holstein. Sie tragen oft Bierbauch und Bärte (die Männer) oder wenig (die Frauen) und Tattoos, die oft Sprüche oder Bandnamen in Steilschrift, Totenköpfe und Pentagramme beinhalten (beide). Alles klar, die Rede ist von Heavy-Metal-Fans und vom grössten europäischen Metal-Festival, dem Wacken Open Air, kurz W:O:A genannt.
Kurz bevor das Festival beginnt und ungefähr 85'000 Metal-Fans eintreffen, ist das Dorf in dieser «Borowski»-«Tatort»-Folge in heller Aufregung. Ein Baby wurde tot aufgefunden, drapiert in einem Gebüsch. Augenzeugen haben zuvor eine unbekannte Frau mit dem frisch geborenen Säugling gesehen – die Unbekannte wollte zu einem Einheimischen. Jetzt ist sie spurlos verschwunden.
Ein Spinnwebengeflecht aus verborgenen Wünschen
Ehrlich gesagt: Nicht-Metal-Fans kann die Mucke in dieser Folge gehörig nerven. Und wer Action oder viel Spannung will, ist auch nicht ganz am richtigen Ort. Wer sich aber auf ein fein ziseliertes Kunststück über die kleinen, dafür aber umso tieferen menschlichen Abgründe einlassen kann, dem sei die Folge wärmstens empfohlen: Ein Junge träumt vom grossen Erfolg als Metal-Sänger. Seine alleinerziehende Mutter hätte gern ein kleines Stück vom Glück mit dem jährlich wiederkehrenden Foodtruck-Verkäufer. Ein harter Kerl hätte einfach gern eine Frau zum Liebhaben, auch wenn er sie aus dem Internet bestellen muss. Ein Ehepaar wünscht sich nichts sehnlicher als ein Kind – und ist dafür bereit, sehr vieles zu tun. Alles hängt irgendwie unheilvoll zusammen, alles sollte Borowski auseinanderdröseln.
«Tatort»: «Borowski und das unschuldige Kind von Wacken»,
SRF 1, 20.05 Uhr, Wertung: 3,5 von 5