Foto: HR/Bettina Müller

«Tatort»-Kolumne
Und dann?

Die aktuelle «Tatort»-Folge mit Janeke und Brix hat viel mit Molekularküche zu tun.
Publiziert: 12.09.2020 um 14:27 Uhr
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Autorin Silvia Tschui hätte sich mehr Speck am Knochen gewünscht.
Foto: Simone Pengel
Silvia Tschui

Kinder oder Jugendliche, deren Eltern dunkle Geheimnisse hegen oder irgendeiner Geheimgesellschaft anhängen, sind ein beliebtes Thema in Filmen, Jugendbüchern und Serien – so zum Beispiel im kürzlichen Netflix-Erfolg «Eine Reihe betrüblicher Ereignisse». Ihnen zu eigen ist jeweils die Zielgruppe: ältere Kinder bis Teenager.

Das Genre auf einen «Tatort» und so auf ein Erwachsenenpublikum zu übertragen, ist deshalb ein gewagtes Unterfangen – dies nicht nur aus Zielgruppengründen. Vielmehr ist es auch ziemlich viel Plot, der in diesem Thema unterzubringen ist: erst mal den Charakter etablieren, das langsame Herausfinden, dass etwas im eigenen Haushalt nicht stimmt, dem Geheimnis auf die Spur gehen und dabei in Gefahr geraten. Im Normalfall reicht das für eine ganze Serie. Im «Tatort», diesmal mit Janneke und Brix, müssen ausserdem auch noch ein konventioneller Mordfall, Geplänkel zwischen den Kommissaren und den Nebenfiguren und die Ermittlungsarbeit untergebracht werden – und in diesem Spezialfall erst noch das Liebesleben besagter Eltern.

Nix da mit vollem Teller

So wundert es nicht, dass schliesslich an der Plotfülle Abstriche gemacht werden müssen. Der über lange Zeit an und für sich einigermassen spannende «Tatort» lässt einen ungefähr so zurück, als ob einem im Restaurant nach fünf Bissen der übervolle Teller vor der Nase wieder weggenommen würde. Oder als ob auf dem vermeintlich übervollen Teller nur eine Diaprojektion einer Riesenmahlzeit liegt. Oder als ob man in eines dieser Molekularküche-Desserts beisst: viel Schaum, wenig Substanz. Oder so ähnlich. Es reicht jetzt auch mit den gesuchten Gastro-Vergleichen.

Tatort: «Funkstille», SRF 1, 20.05 Uhr
Wertung: Drei von fünf

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