Foto: ARD Degeto/ORF/Lotus Film/Anjeza

Krimikolumne «Tatort»
Heilen bis zum Tod

Globuli und Tinkturen nützen manchmal – und sind manchmal brandgefährlich, wie der heutige Wiener «Tatort» zeigt.
Publiziert: 24.10.2020 um 11:08 Uhr
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Aktualisiert: 05.11.2020 um 10:58 Uhr
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Silvia Tschui
Foto: Simone Pengel
Silvia Tschui

Auf die Gefahr hin, dass ich böse Zuschriften bekomme: Es gibt keinen einzigen, keinen noch so munzigkleinen wissenschaftlichen Beweis dafür, dass Homöopathie, also Globuli und Kügelchen, wirkt. Trotzdem werden Millionen mit der «sanften» Alternativbehandlung – ich schreibe absichtlich nicht «Medizin» – gemacht. Viele Menschen zahlen bereitwillig in Pfründe sehr dubioser Anbieter, wenn es bloss nicht die böse «Pharmaindustrie» ist. Und ich sage hier nicht, die sei nicht gewinnorientiert oder deren Medikamente hätten keine Nebenwirkungen – aber das ist eine Diskussion, die hier den Rahmen sprengt.

Mit Tinkturen bis ins Koma

Nun kann ja jeder mit seiner Gesundheit machen, was er will – der Placeboeffekt, also dass eine Medikation oft, aber eben nicht immer, nützt, wenn man nur fest daran glaubt, ist real. Schwierig wird es dann, wenn Eltern militante «Schulmedizin»-Ablehner sind und ihre Kinder bei ernsthaften Erkrankungen ausschliesslich mit Globuli und anderen gschpässigen Mitteln behandeln.

Mit einem solchen Vater haben es «die Bibi» und «der Eisner» gerade zu tun – respektive mit seiner Leiche. Denn der Papa, dem in einem Sorgerechsstreit die fünfjährige Tochter zugesprochen wurde, hat fest an einen alternativmedizinischen «Heiler» geglaubt. Resultat: Die Tochter ist tot. Der Papa auch bald: Jemand überfährt ihn kaltblütig direkt nach dem Freispruch vor dem Gerichtshof.

Rachefeldzug der Mutter oder mehr? Bibi und Eisner tauchen mit altbekanntem Schmäh tief in eine Welt voller strahlender Heilsversprechen ein, in der es um sehr viel Geld geht.

«Tatort»: «Krank», 20.05, SRF1
Wertung: Viereinhalb von fünf

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