Noch selten hat mich eine Krimifolge derart angewidert wie der aktuelle «Polizeiruf 110». Das liegt zum einen am Thema: Ein Mädchen wird ermordet und sexuell missbraucht aufgefunden. Zum anderen liegt es aber auch am Plot, an der Zeichnung der Charaktere und an der Kameraarbeit. Hell ausgeleuchtet und farblich seltsam eingestellt, sehen fast sämtliche Charaktere widerlich aus. Fast alle sind rotgesichtig, glänzen, tragen speckige Jacken, fettig zurückgegeltes Haar und unsaubere Kleidung über sehr dicken Bäuchen. Unvermittelt beginnen Menschen feucht herumzuschreien, und ein stark übergewichtiger Lehrer hat ungesunde Beziehungen zu seinen Schülerinnen – der kanns aber nicht gewesen sein, denn der Verdacht wird bereits in der ersten Szene auf ihn gelenkt. Als Kommissar Henry Koitzsch (Peter Kurth) bei einem aktenbekannten Pädophilen in dessen komplett versiffter, abgedunkelter Wohnung steht und dieser halb angezogen auf einer dreckigen Matratze mit unflätigsten Worten seinen Tagesablauf schildert (er beinhaltet ausschliesslich Internetpornografie), hats mir gereicht. Ich sag es ehrlich: Bei Minute 34 hab ich es nicht mehr ausgehalten und angewidert ausgeschaltet.
Schmierig geht auch in lustig und spannend
Lieber nutze ich diese Zeilen wieder einmal, um Lieblings-Tipps abzugeben, diesmal für etwas auf Apple TV: Dort kann man sehen, wie das Genre «schmieriger, abgehalfterter Kommissar» richtig geht: Gary Oldman (66) als versiffter, aber höchst unterhaltsam-fieser Chef des Slough House – einer MI5-Abteilung, in der die Agenten landen, die Dinge schwerst verbockt haben – muss man einfach gesehen haben. «Slow Horses» heisst das Ganze, im Herbst kommt die vierte Staffel.
Polizeiruf 110: «Der Dicke liebt», ARD, 20.15 Uhr
Keine Wertung
Slow Horses, Apple TV, drei Staffeln,
Wertung: Fünf von fünf
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