Krimikolumne
Hass und Liebe

Hass führt zu noch mehr Hass. Das zeigt die Ludwigshafener «Tatort»-Folge «Hetzjagd» einleuchtend.
Publiziert: 14.02.2021 um 09:47 Uhr
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Die Ludwigshafener «Tatort»-Folge zeigt, wie Hass zu noch mehr Hass führt, sagt ­Silvia Tschui.
Foto: Simone Pengel
Silvia Tschui

Diese «Tatort»-Folge mag so konstruiert erscheinen, dass es fast schon ärgerlich ist: da teilen sich absolut zufälligerweise zwei in der Nacht gestrandete Frauen ein Hotelzimmer, die, ohne das zu wissen, Schreckliches verbindet. Der Freund der einen, Rechtsradikal, hat sich am Morgen zuvor aufgemacht, um den Veranstalter der Rock-Gegen-Rechts-Konzertreihe zu ermorden. Der Freund der anderen war das Mordopfer.

Der Fall ist klar…

Es gibt auch andere leichtere Ärgernisse. So ist ab ungefähr der Hälfte des Falles ziemlich klar, wer jetzt genau der Täter war und was wohl auch abseits von der ganzen rechts-hasst-links-hasst-rechts-Chose das Motiv gewesen sein könnte. Ich sag nur: Cherchez la femme! Abgesehen von diesen Mängeln kann man die Ludwigshafener Folge «Hetzjagd» aber durchaus sehen. Auch weil mehr oder weniger elegant durchaus gerechtfertigte Gesellschaftskritik in die Folge verpackt wird. «Wir müssen wieder lernen, miteinander zu reden», sagt Kriminalkommissarin Lena Odenthal zu Kollegin Stern – und meint das politische Spektrum von links und rechts, also uns alle.

…und die Aussage wichtig

Zeit für ein Wort zum Sonntag: Tatsächlich könnten wir in diesen Zeiten etwas Kompromissbereitschaft brauchen, etwas Willen, jemanden mit einer anderen Meinung nicht gleich als Idioten, Nazi, Linksversifft oder welches Etikett man auch immer jemandem anhängen will, zu bezeichnen, sondern vielleicht einfach mal zuzuhören. Gerade auch in der Schweiz, die ihren Wohlstand zu einem beträchtlichen Teil dem Kompromiss verdankt. Man nennt diesen nicht umsonst «gutschweizerisch».

«Tatort»: «Hetzjagd», SRF1 20.05
Wertung: Dreieinhalb von fünf

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