Das wird eine seltsame Kolumne, weil meine Reaktion auf diesen «Tatort» auch seltsam war: Ich musste drei Mal ansetzen, weil ich beim Vorschauen drei Mal eingeschlafen bin. Das wäre eigentlich das Kriterium für einen Verriss. Schlecht ist die Folge aus Bremen trotzdem nicht.
Ein hochkarätig besetztes neues Team, …
Das Einschlafen liegt wohl am Drehbuch respektive an dem im «Tatort» oft beliebten Stilmittel, minutenlang nur visuell zu erzählen und gefühlt eeewig niemanden sprechen zu lassen. Da fallen einem auf dem Sofa schon mal die Augen zu. Was die Folge trotzdem wirklich sehenswert macht, sind die neuen Schauspieler der Bremer Folgen. Jasna Fritzi Bauer (32), in Deutschland aufgewachsene Schweizerin, die seit ihrem Karriereanfang mit 15 eigentlich ausschliesslich hochgelobt und bejubelt wird, spielt die neue Polizistin Liv Moormann. Sie will sich in der Mordkommission unbedingt beweisen – und tritt dabei auch mal anderen auf die Füsse. Ihr Kollege Mads Andersen (Dar Salim) hat Geheimnisse aus seiner Vergangenheit als Undercover-Agent in Kopenhagen. Er war zuvor in «Game of Thrones» zu sehen. Als bekanntes Gesicht – aber was für ein Gesicht! – bleibt uns Bundeskriminalamts-Ermittlerin Linda Selb (Luise Wolfram) erhalten.
… das man reden lassen sollte
Sie alle versuchen, ein aus dem Spital entführtes Baby wiederzufinden. Gleichzeitig ermitteln sie den Tod eines jüngeren Kleindealers aus einer mehr oder weniger heruntergekommenen Siedlung. Wie sich das verschränkt, ist trotz der wirklich herausragenden Schauspieler etwas zäh. Bleibt nur zu sagen: Gebt den Leuten mehr Dialog!
«Tatort»: «Neugeboren», Pfingstmontag, 20.05 Uhr, SRF 1
Wertung: Dreieinhalb von fünf