Vor einigen Jahren war ich in der Vorweihnachtszeit einmal auf der Post für eine Reportage. Die Unmengen an Paketen und Briefpost, die da insbesondere im Dezember verarbeitet werden, und die zugehörige Logistik sind unglaublich. Und in Zeiten von Zalando und Co., in denen sich jeder ganz einfach nach Hause bestellt, was er haben will, kommt die Kapazität der Post manchmal an ihre Grenzen. Kurier- und Lieferdienste schiessen deshalb seit einigen Jahren wie Pilze aus dem Boden. Sie sind sich in vielem gleich: Ob Uber Eats oder Velokurier – die Bezahlung ist oft prekär, die Arbeitsbedingungen oft unter jeder Sau. Und man könnte sich als Gesellschaft eigentlich mal fragen, welche gruslige Schattenwirtschaft man vom Sofa aus per Mausklick unterstützt.
Kalte Weihnachten für so manchen
Doch genug der Sonntagspredigt, hin zum Fall: Im heutigen Kölner «Tatort» müssen die Kuriere eines Kleinunternehmens nicht nur im Akkord arbeiten, sondern auch noch ein Samichlauskostüm tragen. Weihnachtlich geht es in der Spedition von Sybille Jäger (Susanne Bredehöft) trotzdem nicht zu und her. Der Konkurrenzdruck sei enorm, für weihnachtliche Gefühlsduseleien bleibt keine Zeit. Ein Kurierfahrer, der junge Familienvater Milan, wird überfallen, ausgeraubt und ermordet. Es scheint sich also um einen Raubmord zu handeln – oder kümmert sich einer der Fahrer vielleicht etwas zu liebevoll um die junge Witwe? Für die Kölner Kommissare Max Ballauf und Freddy Schenk beginnen die Ermittlungen in einer Spedition – und uns bricht in einigen Szenen das Herz: Denn alle möchten an Weihnachten nur etwas Geborgenheit und Wärme. Und allzu viele sind allein.
«Tatort»: «Des anderen Last», SRF 1, 20.05 Uhr
Wertung: 4 von 5