Carlos Leal (53) liegt entspannt auf dem Sofa einer Wohnung an der Zürcher Langstrasse. «Endlich kann ich die Früchte meiner Anstrengungen ernten», sagt er strahlend. Der frühere Sens-Unik-Rapper ist einer der wenigen Schweizer Schauspieler, die sich längerfristig in Hollywood festsetzen konnten. Kürzlich war er mit Mark Wahlberg (51) und Mel Gibson (66) im Film «Father Stu» zu sehen, kommende Woche dreht er für den US-Sender ABC zwei Folgen der Actionreihe «The Rookie: Feds». Dazwischen arbeitete er auch in der Schweiz: In der tragikomischen sechsteiligen RTS-Serie «Das pralle Leben», die ab sofort auf Play Suisse zu sehen ist, spielt er einen Komponisten ohne Inspiration. «Ich bin immer wieder gern hier und sehr froh, dass ich all diese Möglichkeiten habe», erzählt er beim Treffen mit Blick.
Dank seiner spanischen Wurzeln und der Jugend in der Romandie spricht er fünf Sprachen. Für seine Karriere sei es aber zwingend nötig, in Los Angeles zu wohnen. «Will man international arbeiten, sind die USA immer noch die beste Plattform. Und ich wollte einen Blick auf die Hollywood-Industrie werfen, weil ich nicht sterben wollte, ohne es getan zu haben», sagt er lachend. «Doch Hollywood ist nicht mehr das Nonplusultra. Du kannst heute dank Streaming-Plattformen auch in Spanien eine Produktion realisieren, die weltweit wahrgenommen wird.»
«Arthouse ist mir näher als Popcorn»
Gerade war er für die US-CBS-Serie «True Lies» beschäftigt, basierend auf dem Kinohit von 1994. «Dort ging es um laute Dinge, um Action, um Kämpfe. Das ist toll, aber mir liegen die feineren Dinge ebenso. Ich mag die europäische Art, Geschichten zu erzählen. Arthouse ist mir näher als Popcorn», sagt Leal. In der Ferne vermisst er vor allem die Kultur, wie es sie in der Schweiz gibt. «Wir denken immer: L.A. ist gigantisch, all diese geschichtsträchtigen Kinos und dieses Bewusstsein für die Vergangenheit und den Ruhm. Aber es wird Sie schockieren, wenn Sie merken, wie wenig davon wirklich zu spüren ist.»
Und er räumt mit Klischees auf. «Dass in L.A. immer nur Party ‹all night long› herrscht, ist ein Märchen, eine Fantasie. Ich würde sogar behaupten, es gibt mehr Partys in Zürich als in L.A. In Zürich kannst du viel besser einen drauf machen.» Doch seine Zeit als Partylöwe betrachtet er definitiv als abgelaufen. «Ich spüre dort die Magie und Energie nicht mehr. Und wenn ich einmal auf den Putz hauen will, gehe ich lieber ein paar Tage nach Paris und treffe Freunde.»
In Paris hat er auch seine Frau Jo Kelly (50) kennengelernt. «Nachts um drei an einer Party», erzählt er. Dass die Belgierin ebenfalls Schauspielerin ist, merkte er erst am nächsten Tag. «Sie ist meine grösste Kritikerin.» Mittlerweile haben sie zwei Kinder, Elvis (15) und Tyger Joy (6). Und eine dereinstige Rückkehr nach Europa schliesst Leal nicht aus. «Meine Heimat bleibt die Schweiz. Ich sehe mich in zehn Jahren irgendwo in einer kleineren europäischen Stadt an einem Theater, das würde mir gefallen. Ein einfacheres Leben, aber unbedingt mit der Familie. Wir sind eine verschworene Einheit und meine Frau und ich sind das perfekte Paar. Wir stehen uns alle sehr nahe und haben sofort Sehnsucht nacheinander, wenn wir mal getrennt sind. Meine Familie ist das Wichtigste. Für meine Kunst, mein Leben und meine Seele.»