Im März 2024 wurden die geschwärzten Corona-Protokolle des Robert Koch Instituts (RKI) veröffentlicht. SRF entschied sich damals, nicht darüber zu berichten – ein Fehler, wie die Ombudsstelle nun feststellt.
Mehrere Beanstandungen kritisierten, dass SRF die Publikation der RKI-Protokolle ignorierte. Das RKI ist als biomedizinische Leitforschungseinrichtung Deutschlands für die Erkennung, Vorbeugung und Bekämpfung von Krankheiten zuständig, so auch während der Corona-Pandemie.
Die veröffentlichten Dokumente waren stark geschwärzt, was für Kritik sorgte, da dies mehrdeutige Interpretationen zuliess. An einer Stelle entstand der Eindruck, das RKI habe Anweisungen durch die Politik erhalten und befolgt, was die Unabhängigkeit des Instituts in Frage stellte.
Die Redaktion von SRF argumentierte zunächst mit der Programmautonomie und dass die RKI-Protokolle keine neuen Erkenntnisse oder einen Skandal enthielten. Die Entscheidung, nicht darüber zu berichten, hielt man für richtig.
Für SRF-Chef «innerdeutsche Diskussion»
Auch Chefredaktor Tristan Brenn verteidigte im März die Nicht-Berichterstattung auf Twitter: «Für die Schweiz hat die innerdeutsche Diskussion um die Protokolle des #RKI nicht denselben Stellenwert wie für Deutschland. Die Schweiz hatte andere Richtlinien in der #Coronapolitik. Die Entscheide des Krisenstabs des RKI hatten somit kaum Einfluss auf die CH.»
Die Ombudsstelle sieht das anders. SRF sei verpflichtet, relevante Themen aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten. Die Publikation der Protokolle löste ein breites Medienecho aus. Da sich die Schweiz während der Pandemie oft auf die Erkenntnisse des RKI berief, sei der Einfluss auf die Schweiz nicht von der Hand zu weisen.
Dass SRF nicht berichtete, entspricht laut Ombudsstelle einer Unausgewogenheit in der Berichterstattung zu einem für die Schweiz relevanten Thema. Die Beanstandungen wurden in diesem Punkt gutgeheissen.
Anm. d. Red.: Blick berichtete damals mehrfach über die RKI-Protokolle.