Ombudsstelle kritisiert Rassismus-«Arena»
Das Scheitern war programmiert!

Die «Arena» zum Thema «Jetzt reden wir Schwarzen» hatte eine riesige Diskussion ausgelöst. 212 Beanstandungen gingen beim Ombudsmann ein. Und dieser fällt ein hartes Urteil.
Publiziert: 21.07.2020 um 11:26 Uhr
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Aktualisiert: 24.07.2020 um 13:58 Uhr
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212 Beanstandungen gingen gegen die «Rassismus»-Arena von Sandro Brotz ein.
Foto: SRF/Oscar Alessio

Diese Folge der «Arena» gibt auch einen Monat nach ihrer Ausstrahlung noch zu reden: Am 12. Juni diskutierte Moderator Sandro Brotz (50) mit seinen Gästen über das Thema Rassismus unter dem Schlagwort «Jetzt reden wir Schwarzen». An vorderster Front der Runde war mit Komiker Kiko (35) aber nur einer der vier Diskussionsteilnehmern schwarz, die anderen waren in den hinteren Reihen platziert oder zugeschaltet. Dieser Punkt war nicht nur den Zuschauern, sondern ist jetzt auch der Ombudsstelle ein Dorn im Auge. Sie kommt zum Schluss: Die «Rassismus»-Arena sei nicht sachgerecht und das Misslingen programmiert gewesen!

Insgesamt 212 Beanstandungen sind bei der Ombudsstelle von Esther Girsberger und Kurt Schöbi eingegangen. Deren Urteil ist vernichtend: «Die Titelsetzung, das Setting, die Auswahl der Gäste, die Animationen und die Fragestellungen liessen erahnen, dass die Sendung gar nicht gelingen konnte», schreibt die Ombudsstelle. «Es war nicht klar, worüber die ‹Schwarzen› aus dem Sendungstitel sprechen würden. Angetönt wurden in der Folge die verschiedensten Probleme: Polizeigewalt, Proteste in den USA, der Schweiz und in anderen Ländern, um nur einige zu nennen.

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Titel habe nicht zum Inhalt gepasst

Auch das angekündigte Thema der Sendung sei daneben gewesen. «Denn der Titel ‹Jetzt reden wir Schwarzen› weckt klar die Erwartung, dass Schwarze Menschen reden, und zwar ausschliesslich.» Fakten über Rassismus hätten in den Diskussionen gefehlt, stattdessen wurden die persönlichen Erfahrungen der Schwarzen in den Vordergrund gestellt. «Wenn die Schwarzen Gäste auf ihre persönlichen Erfahrungen reduziert werden, wird dadurch eine vertiefte Diskussion über Rassismus erschwert bis verunmöglicht.» Auch die zu Beginn der Sendung gestellte Frage «Was ist mit Rassismus in der Schweiz?» sei sehr unglücklich gestellt gewesen. «Was heisst «Was»? Sollte man darüber sprechen, ob es in der Schweiz Rassismus gibt? Oder welchen Rassismus es in der Schweiz gibt? Schliesslich: Ging es um die Vergleichbarkeit (des Rassismus) in den USA und der Schweiz?»

Hinsichtlich der Sprache hält die Ombudsstelle fest, dass der angekündigte Nicht-Gebrauch des N-Wortes von Moderator Brotz zwar umgesetzt wurde, aber es trotzdem von einigen Diskussionsteilnehmern gebraucht wurde. Es habe einige stereotypisch rassistische Äusserungen gegeben, hervorgehoben wird besonders eine Äusserung des Republikaners James Foley, die unkommentiert blieb. Er sagte an die «Black Lives Matter»-Mitorganisatorin Angela Addo gerichtet: «Sie haben kein Recht, nicht beleidigt zu werden, c’est la vie.» Die Ombudsstelle sagt dazu: «Diese Aussage ritzt zumindest das Antirassismus-Gesetz, so dass sie durch den Moderator hätte gemassregelt werden müssen.»

Brotz nahm sich Kritik zu Herzen

Moderator Sandro Brotz zeigte sich bereits nach Ausstrahlung der Sendung einsichtig. «Ich kann die Kritik insofern nachvollziehen, als dass die Erwartungshaltung offensichtlich eine andere war, und ich bedaure das», sagte er im Interview mit BLICK. «Wir wollten mit dieser ‹Arena› eine aktuelle Debatte aufnehmen und ein Zeichen setzen. Dass dies beim Publikum nicht nur so angekommen ist, schmerzt mich auch für das Team der ‹Arena›.» Eine Woche nach der missglückten «Arena»-Ausgabe unternahm die «Arena»-Redaktion einen neuen Versuch und lud als Reaktion ausschliesslich schwarze Menschen in die SRF-Diskussionssendung ein.

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