Neue TV-Dokumentation über Udo Jürgens zum zehnten Todestag
«Udo war ein Autist und sehr einsam»

Die neue TV-Dokumentation «Udo!» zum zehnten Todestag zeigt neue Facetten des erfolgreichsten deutschen Entertainers aller Zeiten. Udo Jürgens starb am 21. Dezember 2014. «Ich vermisse ihn, als wäre es letzte Woche gewesen», sagt sein Bruder Manfred Bockelmann.
Publiziert: 00:03 Uhr
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Aktualisiert: 05:27 Uhr
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Udo Jürgens, aufgenommen 2010 in Berlin.
Foto: Keystone

Auf einen Blick

  • SRF 1 zeigt Themenabend zum zehnten Todestag von Udo Jürgens
  • Neue Dokumente und Super-8-Aufnahmen enthüllen unbekannte Seiten des Entertainers
  • Udo Jürgens komponierte über 1000 Lieder und verkaufte 100 Millionen Tonträger
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Jean-Claude GalliRedaktor People

Zum zehnten Todestag von Udo Jürgens (1934–2014) gibt es am Montag, 23. Dezember, auf SRF 1 einen Themenabend. Zuerst läuft die Galashow «Udo Jürgens Forever». Anschliessend folgt ab 22.55 Uhr der Dokfilm «Udo!» von David Kunac (47) und Sebastian Dehnhardt (56). Er bringt neues Material über den erfolgreichsten deutschen Entertainer zum Vorschein, Fotos, Briefe und Super-8-Aufnahmen.

Persönlich wie selten äussern sich seine erste Ehefrau Panja (84), seine Kinder Jenny (57) und John (60) sowie sein jüngerer Bruder Manfred Bockelmann (81). Und der Film liefert Antworten auf die Frage, was Jürgens antrieb.

Komplexe aus Kindertagen

Er selber sagte: «Ich weiss nur, dass ich nie begonnen hätte, Musik zu machen, wenn ich nicht auch versucht hätte, einen entsetzlichen Komplex zu überwinden.» Jürgens wuchs als Sohn von Gutsbesitzern in Kärnten auf. Die scheinbar intakte Kindheit nahm er anders wahr. «Ich war ein sehr unglückliches Kind. Ich hatte empfindliche Ohren und musste immer wieder zum Arzt. Ich habe mich minderwertig gefühlt, wie ein Versager.»

Als Kind hatte er abstehende Ohren und wurde gehänselt. Die Ohren liess er später korrigieren. Und mit seiner ersten Mundharmonika entdeckte er die lebensrettende Musik.

Ganz verschwand der Komplex nie. «Udo war ein Autist und sehr einsam», sagt sein Bruder. «Er war in sich selber gefangen.» Das bestätigt auch John Jürgens. «Udo war als Vater unheimlich liebevoll und zärtlich. Oft war er in Gedanken aber auch abwesend und in seiner Musik.»

Folgenschwerer Seitensprung

Im Film ist auch seine Untreue ein Thema. «Papa war eine verlorene Seele mit sehr vielen Sehnsüchten und Wünschen. Und meine Mutter auch. Beide waren Opfer einer Situation», sagt Jenny Jürgens.

1966 kommt es zu einem folgenschweren Seitensprung, angedeutet im Lied «Siebzehn Jahr, blondes Haar». Später erhält Jürgens den Brief einer jungen Frau: «Unser Beisammensein ist nicht folgenlos geblieben.» Panja Jürgens sagt dazu: «Ich kann jetzt schlecht sagen, er kann nichts dafür. Er war ein Depp, er hat schlecht aufgepasst.»

Erst an seinem 50. Geburtstag weiht er die Familie über seine Tochter Sonja (58) ein. «Er hat es sehr lange verschwiegen. Wie er das geschafft hat, ist mir schleierhaft», so Panja Jürgens. Dieses alte Muster wiederholt sich später, wie es im Film blumig heisst. Er heiratet noch einmal, wird wieder untreu und zeugt eine zweite uneheliche Tochter. Noch konstanter ist aber sein musikalischer Erfolg. «Nach seinem letzten Konzert am 7. Dezember 2014 in Zürich bin ich in die Garderobe gegangen, habe ihn umarmt und gesagt: So gut warst du noch nie», erzählt Manfred Bockelmann und wischt sich Tränen aus den Augen. «Ich vermisse ihn, als wäre er vor einer Woche gestorben.» 

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