Die Anspannung bei den Machern der aufwendigen neuen SRF-Serie «Davos 1917» war gross. Und der Werbe-Effort mit Plakaten an bester Passantenlage in den letzten Tagen augenfällig. Nun folgt die Erleichterung: 535'000 Zuschauende sassen gestern Abend im Durchschnitt vor dem Bildschirm, als die 18 Millionen Franken teure Spionagereihe in einer Doppelfolge lief. Das entspricht einem Marktanteil von 36,6 Prozent.
SRF-Kulturchefin Susanne Wille zeigt sich auf Anfrage von Blick sehr zufrieden: «Ein grossartiger Erfolg zum Auftakt. Unsere Spionageserie hat das Publikum am ersten Abend in ihren Bann gezogen. Die Zahlen zeigen, dass wir mit diesem historischen Stoff viele Zuschauende erreichen und berühren können, auch das jüngere Publikum.»
Noch lässt sich kein gesamtheitliches Bild zum Erfolg machen. Die Zahlen zur zeitversetzten Nutzung auf Play SRF und Play Suisse folgen erst. Und diese werden durch die veränderten Sehgewohnheiten immer relevanter. «Tschugger» markierte diesbezüglich eine wichtige Zäsur für die Schweiz.
Erstmals schauten bei einer Serie mehr Menschen online oder zeitversetzt zu als linear. Spannend wird auch sein, wie sich das Zuschauerverhalten bei den Doppelfolgen von heute Montag und am Mittwoch verhält. Zudem folgt noch die Ausstrahlung bei der ARD (20./21. Dezember).
Wohlwollende Kommentare von Zuschauern und Medien
Grundsätzlich ist die Einschaltquote für den ersten Abend aber mehr als nur gut. Blick hatte im Vorfeld die Messlatte von «Frieden» 2020 genannt, auch dies eine historische SRF-Reihe mit ähnlichem Ausstrahlungsrhythmus und einem ähnlich beeindruckenden Budget von acht Millionen, die knapp 600'000 Zuschauende erreicht hatte.
Die Reaktionen der Zuschauer auf den diversen Social-Media-Kanälen fallen mehrheitlich positiv aus. Von «perfekte Inszenierung» und «jeden Franken wert» reicht die Bandbreite bis zur Kritik an den «zu dunklen, düsteren Bildern» und kleinen sachlichen Ungenauigkeiten. Gelobt wird die junge Schweizer Hauptdarstellerin Dominique Devenport (27).
Der Medientenor ist bisher ebenso wohlwollend. «Ein aufwendig produzierter und schneidig inszenierter Geschichtsstoff auf dem hochgezüchteten ästhetischen Niveau der grossen Streamingdienste», schreibt der «Tages-Anzeiger». Auf Blue News heisst es: «Hier wird geklotzt, nicht gekleckert. Und das Publikum kommt in den Genuss eines Schweizer Serien-Highlights, das sich weder vor Hollywood noch vor Netflix verstecken muss.»
SRG-Kritiker werden kaum verstummen
Doch auch wenn die erste Bilanz positiv ausfällt, und selbst wenn SRF immer wieder betont, dass die Serie im Ansatz bereits seit 2016 in Arbeit sei, also weit vor «No Billag» und der Halbierungs-Initiative: Die SRG-Kritiker wird dies in ihrer Grundskepsis nicht umstimmen, dass das SRF mit solchen Grossprojekten sein Kerngebiet verlasse und dafür im Verhältnis zu anderen Produktionen zu viel Geld ausgebe.
Kulturchefin Wille und auch SRF-Direktorin Nathalie Wappler (55) hingegen werden sich bestärkt sehen in ihrer Strategie, in Zukunft noch mehr Gelder in aufwendige Serienproduktionen zu investieren und internationale Kooperationen zu suchen, um grossen Streaming-Diensten wie Netflix nicht ganz das Feld zu überlassen.