Für Fortunat Guler aus Davos Platz GR ist es ein höchst erfreulicher Abend. Er gewinnt den Zuschauerpreis von 10'000 Franken, wie Quizmaster Claudio Zuccolini (53) am Ende der Sendung bekannt gibt. Für das übrige TV-Publikum lässt die Premiere von «Wie tickt die Schweiz?» jedoch viele Fragen offen. Am Moderator liegt es nicht. «Zucco» führt in seiner charmant-witzigen Art durch die zweistündige Show, die ohne jede Unterbrechung auskommt und nur langsam Fahrt aufnimmt.
Die erste Frage, die er den 100 repräsentativ ausgewählten Personen im Studio stellt, erstaunt durch ihre selbstkritische Kühnheit: «Wer schläft regelmässig vor dem laufenden Fernseher ein?» 46 Prozent sagen «Ja». Von den drei Prominenten-Teams, die einschätzen, wie sich das Studio-Publikum verhält, kommen SRF-Moderator Rainer Maria Salzgeber (54) und der Influencer Aditotoro (25) der Sache am nächsten. Sie setzen sich am Ende gegen SP-Nationalrätin Jaqueline Badran (62) und Sänger Florian Ast (48) sowie die Komikerinnen Gülsha Adilji (38) und Nadia Goedhart (29) durch und spenden ihre 10'000 Franken einer Charity-Stiftung.
Zahlt sich dieser Wagemut aus?
Blick sprach im Vorfeld mit mehreren TV-Experten, die über den Wagemut von SRF staunten, es zur Prime Time am Samstag mit einem Quiz zu versuchen. Kann so etwas diesen zahlen- und imagemässig wichtigen Abend wirklich tragen? Definitiv abgerechnet wird zwar erst am Montagmorgen, wenn die Einschaltquote bekannt ist. Doch die Skepsis ist berechtigt. Normierte Quizsendungen wie dieses von B&B Endemol Shine eingekaufte Format bieten wenig Überraschung und laufen deshalb meist unter der Woche. Auch SRF hat mit «1 gegen 100» und Angélique Beldner (48) dieses Feld bereits besetzt, mit demselben «Setzkasten»-Prinzip.
Das Bemühen, junge Zuschauende zu ködern, war mit der Prominenten-Auswahl von Aditotoro, Adilji und Goedhart zwar spürbar, die Altersspanne im «Setzkasten» reichte von 18 bis 79. Und es gab Entdeckungen und Lichtblicke, so Psychologin Sereina Venzin, die die Antworten professionell einschätzte, oder Dragqueen Ares, die die Sendung gleich als Dating-Plattform nützte.
Aber ob das auf Dauer reicht? Die zweite Sendung ist vorsichtig für Ende Oktober geplant. Was auch bedeutet, dass sie dann wieder intensiv beworben werden muss, weil bis dahin jede Erinnerung verblasst sein wird.