Man muss dem Golfball nachrennen, wenn man Claudio Zuccolini sucht. Doch dann finden wir ihn auf dem gesprenkelten Rasen von Samedan GR. «Zucco» gibt beim Einlochen Zunder. Schalk blitzt aus seinen Augen. «Ich habe heute mässig gespielt», meint er bescheiden. Ein Angeber war der Bündner Komiker noch nie.
Vor zwei Jahren feierte Zuccolini 30 Jahre Übergewicht, 20 Jahre Ehe und 50 Jahre irdisches Dasein. Gestern wurde er 52. «Seither hat sich nicht viel verändert», zieht er Fazit. «Auch das Gewicht ist in etwa das gleiche, was nach zwei Jahren Pandemie schon eine grosse Leistung ist.»
Geschichten aus dem Alltag
Sein Geburtstagsgeschenk ist eine eigene TV-Sendung beim Schweizer Fernsehen, die seinen Namen trägt. In der «SRF Comedy Show mit Claudio Zuccolini» (heute Sonntag um 21.45 Uhr auf SRF 1) tritt fast die ganze Schweizer Lachbande auf, und «Zucco» erzählt heitere Geschichten aus seinem Alltag. Er spult keine geölten Pointen ab, sondern nimmt seine Liebsten auf die Schippe – und immer wieder sich selber.
Beinahe würde Zuccolini heute nur einmal jährlich an einem Betriebsfest Sprüche klopfen. Dass er sich nach der Handelsschule und einem Bankpraktikum an der HWV in St. Gallen zum Wirtschaftsprofi ausbilden wollte, klingt fast wie ein Gag. Ist es aber nicht. Er schmiss das Studium hin und wurde Moderator beim damaligen Radio Piz Corvatsch, später bei Radio Grischa.
Mehr Teddybär als Kampfgockel
Heute ist er einer der wenigen Schweizer Comedians, der eine Familie ernähren kann. Was sagen seine Töchter Lilly (14) und Emily (10) dazu, dass er sie oft auf die Schippe nimmt? «Sie beobachten gern, was ich da so mache», erzählt er und lacht. «Und ich vermute, es gefällt ihnen auch. In Zeiten von Tiktok ist ja der sogenannte Fame bei den jungen Leuten schon sehr wichtig.»
Richtig böse wird «Zucco» nie. Er ist mehr Teddybär als Kampfgockel. «Ich kann nichts anfangen mit aggressiver Zeitgeist-Satire, mit der jemand meint, er müsse mir die Probleme der Welt erklären. «Als Zuschauer will ich lachen und mit einem guten Gefühl nach Hause gehen. Ich möchte die Probleme der Welt nicht auch noch von jemandem auf der Bühne hören.»
Wie sehr ihn SRF auf Händen trägt, zeigt sich auch daran, dass sich Zuccolini derzeit auch bei der Konkurrenz auf 3+ in einer Reisesendung mit Nik Hartmann (50) auf die Socken machen darf. Eine solche Doppelspurigkeit wurde Roman Kilchsperger (52) einst verwehrt. «Ich glaube, da ist man von allen Seiten über all die Jahre flexibler geworden. Es sind verschiedene Formate, die sich nicht in die Quere kommen. Und überdies bin ich nirgends fix angestellt.»
In seiner Show zeigt der Bündner ein Potpourri des Schweizer Lachgeschehens. Würde es ihn nicht auch reizen, eine wöchentliche Show zu präsentieren, die aktuelle Themen aufgreift? «Das wäre zwar eine grosse Challenge. Aber für mich auch ein zu grosses Risiko, dass es mich zu stark von meiner Bühnentätigkeit absorbieren würde», sagt er. «Und ich weiss ehrlicherweise nicht, ob ich das könnte.» Ein Angeber war «Zucco» wirklich nie. Und schwups locht er den Ball auf dem Golfplatz ein.