Manchmal wünschte man sich, die «Tatort«-Macher würden sich ein bisschen den Sehgewohnheiten ihrer Zuschauer anpassen, anstatt künstlerische Kleinode machen zu wollen. Denn um ein solches handelt es sich in er heutigen Frankfurter Folge «Erbarmen, zu spät.» zwar unbestritten. Zumindest, was die Kamera betrifft: Jede einzelne Einstellung ist schön, könnte von Edward Hopper gemalt sein, ist aus einem ästhetischen Blickwinkel heraus perfekt ausleuchtet.
Genau darin liegt aber auch die Crux der Folge: Sie spielt fast ganz in der Nacht, ist also komplett dunkel gehalten, die Farbpalette bewegt sich zwischen Schwarz, Bräunlich, Gelblich und Rötlich. Janneke und Brix fahren durch die Nacht – mit einem Team und einem Anton Schilling (Niels Bormann), der kurz zuvor gemeldet hatte, ein Streifenpolizist sei erschossen und im Wald verscharrt worden. Schilling verhält sich seltsam, er scheint Todesangst zu haben, aber auch nicht ganz die Wahrheit zu sagen. Bald geht es in den – ziemlich kargen – Dialogen des Suchteams um die Nähe einzelner Polizisten zu organisierten Rechtsextremen.
Wichtiges Thema – leider schläft man ein
Realer Auslöser für das Thema: In Frankfurt wurden vergangenes Jahr diverse Personen von Rechtsextremen bedroht. In den Drohschreiben fanden sich Daten, die kurz zuvor in die Frankfurter Polizeiserver eingegeben wurden – was den Verdacht nahelegt, Teile der Frankfurter Polizei seien in rechtsextremen Gruppierungen aktiv.
Bei aller Relevanz des Themas, bei aller filmischen Exzellenz: Die Sache ist laaangsaam. Und einfach zu dunkel. Menschen mit Einschlafproblemen werden diese Folge lieben.
«Tatort» – «Erbarmen. Zu spät.», SRF 1, 20.05 Uhr
Wertung: Drei von fünf