«Livo, bisch du bereit zum Bulle schlah?» Was nach einer geschmacklosen Aussage an einer 1.-Mai-Demonstration tönt, ist der Startschuss eines neuen SRF-Onlinevideos. Die Comedians von «Zwei am Morge» laden dafür Woche für Woche einen Prominenten zu einem «Rodeo-Quiz» ein. Während drei Runden soll der Gast so viele Fragen richtig beantworten, bis er vom Rücken des Elektro-Stiers fällt. Der Titel des Formats: «Bulle schlah».
Laut Duden hat das Wort drei Bedeutungen:
- Geschlechtsreifes männliches Rind
- Mann von auffallend kräftigem, plumpem Körperbau
- Umgangssprachlich abwertende Bezeichnung für Polizeibeamter
Und genau dieser dreideutige Name kommt nicht bei allen gut an. So erklärt Verband Schweizerischer Polizeibeamter von BLICK: «Auf den ersten Blick ist der Titel des neuen Formats unglücklich und unsensibel gewählt. Das Wort ‹Bulle› ist negativ behaftet und der gesamte Titel assoziiert im ersten Augenblick ‹Polizisten schlagen›. Nicht optimal. Von einer Institution wie dem SRF hätten wir mehr Fingerspitzengefühl erwartet.» Nur wenn der Formattitel direkt mit der Kandidatin oder dem Kandidaten, der auf dem Bullen sitzt, in Verbindung gebracht wird, sei dieser unproblematisch. «Aber das wird wohl selten der Fall sein», heisst es vom Verband.
SVP-Geissbühler äussert harsche Kritik
Noch deutlichere Worte findet SVP-Politikerin und Ex-Polizistin Andrea Geissbühler (44). «Es ist bedenklich, dass mit dieser SRF-Sendung gegen die Polizei gehetzt wird, und die Medienschaffenden scheinbar nicht wissen, dass die Polizeieinsätze nur im Auftrag der Politik stattfinden dürfen oder müssen», sagt sie. Die Nationalrätin wünscht sich einen anderen Namen fürs Format und hat gleich einen Vorschlag auf Lager: «Man könnte die Sendung zum Beispiel ‹Rodeo um zwei am Morgen› nennen.»
SRF sieht kein Problem
Eine Umbenennung steht beim SRF nicht auf dem Plan. Manuel Thalmann, Bereichsleiter Jugend beim SRF, erklärt auf Anfrage, dass sich der Titel auf den Sendungsinhalt beziehe, auf dem Prominente auf einem elektrischen Bullen sitzen und diesen besiegen wollen. «Beim ersten Blick in das Format wird sofort klar, dass es nicht im Geringsten etwas mit der Polizei oder mit Gewalt gegen Polizisten zu tun hat», so der «Zwei am Morge»-Chef.
Das ist wohl gleich in zweifacher Hinsicht «Bullshit», um beim Thema zu bleiben. Erstens ist der Sendetitel im Plural gehalten – obwohl man ja nur auf einem elektrischen Bullen reitet. Zweitens ist vor allem im Grossraum Zürich der Spruch durch eine TeleZüri-Reportage über den 1. Mai 2009 in der Pop-Kultur verankert. Damals sagten ein paar Bubis in die Kamera, dass sie hier sind, um «eifach Bulle go schlah!»
Immerhin bekommt Thalmann Rückendeckung von jemandem, der sich jahrelang beruflich um Beanstandungen an den gebührenfinanzierten Inhalten kümmerte: Ex-Ombudsmann Roger Blum (76). «Lustig! Kein Problem», so das kurz und knappe Statement des Medienprofessors. Im vergangenen Mai veröffentlichten seine Nachfolger zum ersten Mal einen Bericht über das Onlineformat, weil eine Beschwerde eingegangen ist. Die «Zwei am Morgen»-Moderatoren spielten damals ohne Erlaubnis Tennis auf dem Grundstück von Roger Federer. «Ein Lausbubenstreich», fanden Esther Girsberger und Kurt Schöbi.
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