Die SRF-Spezialsendung zu den Ausschreitungen in Washington nahm gestern ein abruptes Ende: Früher als geplant musste Moderator Urs Gredig (50) die Zuschauer verabschieden. Aus gutem Grund, wie er erklärt: «Nach Washington schalten wir nicht mehr. Wir hören gerade, dass die Journalisten vor Ort ihre Sachen zusammenpacken müssen. Denn sie werden derzeit auch angegriffen, aus dem Trump-Lager. Also wir sehen, die Situation bleibt kritisch in Washington.»
Noch wenige Minuten davor gab Korrespondent Thomas von Grünigen (46) in der Sendung eine erste Einschätzung ab. Doch während ein Studiogespräch stattfand, spitzte sich die Lage in der amerikanischen Hauptstadt zu. Bilder wie Journalisten angegriffen wurden, verbreiteten sich auf den sozialen Medien im Sekundentakt.
Reportern der deutschen TV-Sender ntv und ZDF wurde beispielsweise das Filmmaterial entwendet und zerstört.
Keine Angriffe auf SRF-Reporter
TV-Korrespondent Thomas von Grünigen und sein Team blieben jedoch von den Angriffen verschont, wie das SRF auf Anfrage von BLICK bestätigt. «Unser Korrespondent war nicht in Gefahr», erklärt Ausland-Chef Reto Gerber (49). «Dass wir am Schluss der Sondersendung nicht mehr zu ihm geschaltet haben, war eine reine Vorsichtsmassnahme, nachdem andere Journalistinnen und Journalisten angegriffen worden waren. Zum Zeitpunkt dieser Tätlichkeiten hatte sich unser Korrespondent aus Sicherheitsgründen bereits ein wenig vom Kapitol entfernt.»
Thomas von Grünigen konnte bisher aufgrund der Zeitverschiebung nicht auf eine Anfrage von BLICK reagieren. Auf Twitter schrieb er jedoch kurz nach der vorzeitig beendeten Liveschaltung: «Es war nicht mehr gemütlich mit der Kamera unterwegs, wir wurden ständig angepöbelt und hörten von den Angriffen auf andere Journalisten.»
Liveschaltung unter erschwerten Bedingungen
Wie überraschend das Ausmass der Ausschreitungen war, wurde schon bei von Grünigens erster Liveschaltung zu den Vorkommnissen in der Nachrichtensendung «10 vor 10» deutlich. Völlig ausser Atem erklärt er: «Ich muss zugeben, ich bin auch noch dabei, mir einen Überblick zu verschaffen. Wir haben etwas eine Odyssee hinter uns. Nach der ‹Tageschau› holten wir uns etwas zu Essen in einem Gebäude, das unterirdisch mit dem Kapitol verbunden ist.» Kaum sei er da gewesen, hätte er plötzlich nicht mehr herausgehen dürfen. Weil es im Gebäude nur schlechten Empfang gab, wussten er und seine Kollegen zudem nicht, was überhaupt los sei.
Auch erzählt der SRF-Mann von seiner Ankunft im Hotel am Tag zuvor: «Es war voll mit Trump Fans. Das war eine Stimmung wie vor einem aggressiven Fussballspiel.»