Auf einen Blick
- ESC 2025 findet in Basel statt
- Basel wird zur Eurovision-Stadt mit kreativen Konzepten
- Co-Executive-Producer Reto Peritz spricht über die nächsten Schritte in der Planung
Es ist das erste von unzähligen Interviews, das Reto Peritz (51) in den nächsten gut acht Monaten bis zum Finale am 17. Mai 2025 geben wird. Blick sprach mit dem Co-Executive-Producer des ESC am Freitag unmittelbar nach Bekanntgabe des Zuschlages für Basel im dortigen Rathaus über die Gründe des Entscheids, die Finanzen, die Sicherheit, über Nemo und mögliche Widerstände gegen den grössten Musikevent der Welt.
Blick: Wir waren heute Morgen um 10 Uhr in Bern und warteten auf den Entscheid, um zu wissen, in welchen Zug wir steigen sollten. Wann haben Sie gewusst, in welche Richtung es geht?
Reto Peritz: Wir hatten am Mittwoch unseren Entscheidungsworkshop, wo wir alle Kriterien nochmals genau besprochen und eine Empfehlung für den Steuerungsausschuss abgegeben haben. Der Ausschuss entschied am Donnerstagabend. Und heute um 09.15 Uhr hatten wir noch einen Call mit der European Broadcasting Union, die das Ganze auch absegnen musste. Definitiv war das also wirklich erst, kurz bevor wir um 10 Uhr das Video starteten.
Welchen Bezug haben Sie zu Basel?
Ich wurde hier geboren. Mein Vater ist Zürcher, meine Mutter Baslerin. Ich habe meine ersten vier Lebensjahre in Basel verbracht, danach sind wir nach Zürich gezogen. Die Stadt kenne ich relativ gut, da meine Grosseltern auch hier lebten. Und meine Mutter war bis vor kurzem aktive Fasnächtlerin. Mein Bezug zu Basel hatte aber natürlich keinerlei Einfluss.
Welches waren die Punkte, die entscheidend für Basel waren?
Basel hat mit der St. Jakobshalle eine bereits erprobte Konzerthalle. In Genf stand mit der Palexpo eine grosszügige Messehalle mit extrem viel Platz zur Verfügung, allerdings hätte man die ganze Infrastruktur einbauen müssen. Basel hat zwar eine kleinere Location, allerdings kann man dies mit dem «Arena Plus»-Konzept und dem Miteinbezug des «Joggeli»-Stadions kompensieren. Zudem konnte uns Basel ihre Halle eine Woche länger zur Verfügung stellen als Genf. Aber auch Punkte wie die Kreativität sprachen für Basel. Und dass nicht nur eine Fanzone geplant ist, sondern ganz Basel zur Eurovision-Stadt wird.
Im Raum steht eine Wertschöpfung von rund 60 Millionen. Ist das realistisch?
Diese Zahl ergab sich aus einer Studie, die beim ESC 2023 in Liverpool gemacht wurde. Unserer Einschätzung nach profitiert der Austragungsort am meisten vom ESC. Für die SRG bedeutet der Grossanlass vor allem Kosten. Wir haben zwar Sponsoren, was aber die Ausgaben nicht deckt. Die Wertschöpfung bleibt in der Stadt und Region, und das ist auch gut so.
Basel budgetiert 34,9 Millionen für den ESC. Wie teuer wirds für die SRG?
Wir können nun das Budget zusammenstellen. Zuerst mussten wir den Städteentscheid abwarten, da diese Beiträge auch relevant sind. Die weiteren Einnahmen sind noch unklar: Ein Teil kommt von Teilnahmegebühren der Länder, ein weiterer von Ticket- und Sponsoringeinnahmen.
Die EDU hat ein Referendum angekündigt. Wie gross ist die Angst davor?
Wir haben während des Auswahlprozesses in allen Städten das politische Risiko mitbewertet, das war eines der 100 Kriterien. Es gibt diese Gefahr. Falls es im November zu einer Abstimmung käme, sind wir aber zuversichtlich, dass die Basler Bevölkerung hinter dem ESC stünde.
Reto Peritz war von 1991 bis 1998 Moderator und Redaktor bei Radio 24 und Tele 24, anschliessend Freelancer für Ringier TV, TV3, Endemol und SRF. Seit 2008 arbeitet er bei SRF fix in der Unterhaltungsabteilung. 2016 erlangte er einen Master in Management and Leadership an der ZHAW, 2021 wurde er zum neuen Abteilungsleiter Unterhaltung und in die SRF-Geschäftsleitung gewählt. Im Juni 2024 bestimmte ihn die SRG-Geschäftsleitung zusammen mit Moritz Stadler von RTS zum Gesamtverantwortlichen für den ESC 2025. Seine bisherige Funktion behält er. Peritz lebt in Zürich und hat eine 17-jährige Tochter.
Reto Peritz war von 1991 bis 1998 Moderator und Redaktor bei Radio 24 und Tele 24, anschliessend Freelancer für Ringier TV, TV3, Endemol und SRF. Seit 2008 arbeitet er bei SRF fix in der Unterhaltungsabteilung. 2016 erlangte er einen Master in Management and Leadership an der ZHAW, 2021 wurde er zum neuen Abteilungsleiter Unterhaltung und in die SRF-Geschäftsleitung gewählt. Im Juni 2024 bestimmte ihn die SRG-Geschäftsleitung zusammen mit Moritz Stadler von RTS zum Gesamtverantwortlichen für den ESC 2025. Seine bisherige Funktion behält er. Peritz lebt in Zürich und hat eine 17-jährige Tochter.
Planen Sie eine Image-Kampagne?
Dass eine allfällige Abstimmung gewonnen werden könnte, liegt in der Verantwortung der Stadt Basel, nicht bei der SRG. Sie müsste über solche Massnahmen entscheiden.
Eine repräsentative Studie im Auftrag von Blick ergab Ende Juni, dass fast die Hälfte der Befragten der ESC-Austragung in der Schweiz skeptisch gegenüberstehen. Was sagen Sie dazu?
Mich hat das Ergebnis positiv überrascht. Es wird nie einen ESC geben, den 100 Prozent der Menschen toll finden. Doch ich bin überzeugt, dass mit dem Entscheid für Basel auch die Freude steigt.
Trotzdem: Viele haben Vorbehalte gegenüber dem Event.
Ich glaube, das gibt es in der Schweiz bei jedem Anlass dieser Dimension. Die Geschmäcker sind verschieden. Die Aufgabe von Basel ist es nun, das Feuer für den ESC zu entfachen und die Bevölkerung weiterhin zu begeistern.
In Malmö war die Situation wegen der Teilnahme Israels politisch sehr aufgeladen. Wie wollen Sie das in Basel verhindern?
Die geopolitische Lage können wir nicht beeinflussen. Wir werden erst später sehen, wie die Situation im nächsten Mai sein könnte. Für uns ist es wichtig, dass wir den Contest in der Schweiz sicher durchführen können. Und dafür haben wir mit beiden Bewerberstädten und der EBU ganz klare Anforderungen definiert.
In Malmö gab es ein riesiges Sicherheitsaufkommen. Polizisten wurden sogar aus Norwegen und Dänemark geholt. Wird das in Basel ähnlich?
Es wird ein hohes Aufgebot geben, vergleichbar mit der Frauen-Fussball-EM oder der Street Parade. Die Sicherheit spielt bei der Organisation eines Grossevents immer eine entscheidende Rolle.
Noch zum Inhaltlichen: In Fankreisen fällt immer wieder der Name Céline Dion als Stargast. Wurde sie schon kontaktiert?
Selbstverständlich hat sie einen Bezug zur Schweiz und zum ESC. Und natürlich ist das ein Thema bei uns. In den nächsten Wochen startet der kreative Prozess, und da werden solche Fragen sicher auch fallen. Eigentlich will man ja am ESC Talente in den Vordergrund stellen und diese nicht von weltbekannten Stars überschatten lassen. Aber es hat natürlich auch seinen Reiz, einen solchen Namen in der Show zu haben.
Wie weit ist man bei der Moderation?
Das ist von aussen gesehen sehr oft ein Thema, kommt allerdings bei unserer Projektplanung weiter hinten. Die Moderation ist abhängig vom kreativen Konzept und dem Narrativ, das wir anstreben. Welche Schweiz wollen wir der Welt präsentieren? Das hat auch Einfluss auf die Wahl der Moderation.
Welchen Wunsch haben Sie für die Austragung 2025?
Ein Ziel ist, der Schweizer Bevölkerung einen ESC zu bieten, hinter dem sie stehen kann. Dass sie am Ende stolz ist, dass wir unsere kulturelle Vielfalt mit all unseren Eigenheiten und Spezialitäten zeigen konnten. Ein anderer Fokus ist, den ESC sicher durchzuführen. Und ein weiteres Ziel ist, bei all der Arbeitslast trotzdem den Spass an der Arbeit nicht zu verlieren.
Und wie würden Sie reagieren, wenn die Schweiz 2025 nochmals gewinnt?
(Lacht schallend.) Also ganz ehrlich, es gab schon einige Fernsehstationen, die sagten, sie würden den ESC am liebsten gleich nochmals austragen, um die erlernten Dinge anzuwenden. Am Schluss ist der ESC ein Wettbewerb, und wir werden wieder einen sehr guten Act ins Rennen schicken. Sollten wir tatsächlich nochmals gewinnen, schauen wir weiter. Unser Fokus liegt jetzt natürlich auf der Umsetzung des ESC 2025.
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