Schweiz machts seit Jahren intern
So wählen die ESC-Länder ihren Act aus

Am Dienstagmittag wird in Basel ausgelost, welche ESC-Länder in welchem Halbfinale auftreten und abstimmen dürfen. Bei vielen steht noch gar nicht fest, welcher Act sie am Eurovision Song Contest in Basel vertritt. Ein Überblick.
Publiziert: 27.01.2025 um 18:13 Uhr
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Aktualisiert: 27.01.2025 um 18:14 Uhr
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Wer fährt zum ESC 2025 nach Basel? Die Acts werden bis Mitte März 2025 bekanntgegeben und bestimmt.
Foto: SRG SSR

Auf einen Blick

  • Laura Thorn gewinnt Luxembourg Song Contest mit Hommage an France Gall
  • Verschiedene Länder wählen ESC-Vertreter durch Vorentscheide oder interne Entscheidungen aus
  • Schweiz erreichte seit 2019 immer das ESC-Finale, Platz 1 in 2024
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Laura Thorn (25) hat am Samstag den Luxembourg Song Contest gewonnen. Sie überzeugte die Zuschauer ihres Landes mit «La poupée monte le son», einer Hommage an France Galls (1947–2018) ESC-Siegertitel «Poupée de cire, poupée de son» aus dem Jahr 1965. Es sei eine moderne Fortführung des von Serge Gainsbourg (1928–1991) geschriebenen Klassikers. 

Luxemburg ist nicht das erste Land, das die Vertretung für den Eurovision Song Contest bestimmt hat. Auch Montenegro (Nina Žižić – «Dobrodošli») und Albanien (Shkodra Elektronike – «Zjerm») haben bereits ausgewählt. Am Dienstagabend startet in Spanien mit dem ersten Halbfinale des «Benidorm Fest» die Vorauswahl der Iberer, am Samstag steigt dann das Finale. Auch Slowenien und Belgien werden am selben Abend ihren Act für Basel 2025 küren. Alle Acts werden Mitte März feststehen.

Schweiz hält seit 2019 am internen Entscheidungsverfahren fest

Sicher ist schon jetzt: Es gibt schier unzählige Wege, die interessierte Künstlerinnen und Künstler nach Basel bringen. Während einige Länder auf eine Vorselektion setzen, entscheiden andere intern. Einige kündigten den Act bereits an, das Lied bleibt aber noch unter Verschluss. Die Schweiz hält seit 2019 an ihrem internen Entscheidungsverfahren fest. «Da sich unser Selektionsprozess der letzten Jahre erfolgreich etabliert hat, sind wir auch dieses Jahr damit fortgefahren und haben auf einen öffentlichen Vorentscheid verzichtet», erklärt Andrea Vogel, Head of Press der Schweizer Delegation am Eurovision Song Contest. 

Ausgewählt wird der Schweizer Act wie in den letzten Jahren von einem Zuschauerpanel und einer Fachjury, die von einem Marktforschungsunternehmen – in diesem Jahr YouGov Schweiz – so zusammengesetzt werden, dass sie dem Geschmack des ESC-Publikums möglichst nahekommen. Seit Einführung dieses Verfahrens hat die Schweiz das ESC-Finale nie verpasst und erreichte mit Luca Hänni (30, «She Got Me») 2019 den vierten, mit Gjon's Tears (26, «Tout l'univers») 2021 den dritten und mit Nemo (25, «The Code») 2024 den ersten Platz.

Schweden und Italien haben legendäre Vorentscheide

Dass man aber auch mit Vorentscheiden Erfolge feiern kann, beweisen sowohl die Italiener als auch die Schweden. In Italien dient das legendäre Sanremo-Festival, das während einer Woche über fünf Abende mit einer Einschaltquote von über 60 Prozent ausgetragen wird als Vorentscheid. Seit der Rückkehr der Südeuropäer 2011 platzierte sich die Nation nur zwei von 13 Malen nicht unter den besten 10. Mit dem Sieg der Rockgruppe Måneskin im Jahr 2021 holte sich Italien den dritten Sieg am grössten Musikwettbewerb der Welt. 

Noch erfolgreicher sind die Schweden. Deren Vorentscheid, genannt «Melodifestivalen», erstreckt sich über sechs Wochen und wird in jeder Woche in einer anderen grossen Arena des Landes ausgetragen. Das Finale findet in der Strawberry Arena in Stockholm vor 30'000 Menschen statt. Auch dieser Vorentscheid holt über Wochen Quoten von mehr als 70 Prozent – und lockt zahlenmässig sogar etwas mehr Menschen vor den TV als der Eurovision Song Contest selbst. Allein seit 2013 holten die Schweden drei Mal den ESC-Titel. 

Stefan Raab solls für die Deutschen richten

Die zwei Beispiele beweisen vor allem eines: Beide Länder haben ihre Bewerbungen nachhaltig aufgebaut. Das Sanremo-Festival existiert seit 1951, Melodifestivalen seit 1959. Für Musikschaffende ist es begehrenswert, dort einen Startplatz zu bekommen, die ESC-Teilnahme ist ein angenehmer Nebengewinn. Zum Vergleich: Als die Schweiz noch Vorentscheide ausrichtete, taten sich viele grosse Namen nach schlechten Resultaten wie von DJ Bobo (57) 2007 und den Lovebugs 2009 schwer, dort teilzunehmen. Zu gross war die Angst vor einem Imageverlust. Mit der internen Auswahl und dem Erfolg von Luca Hänni änderte sich das allmählich.

Die deutschen ESC-Verantwortlichen haben mit einer Kooperation mit RTL den erfolgsverwöhnten ESC-Kenner Stefan Raab (58) zu Hilfe geholt und senden ab Mitte Februar «Chefsache ESC 2025 – Wer singt für Deutschland?» auf RTL und das Finale am 1. März schliesslich in der ARD. In Österreich verkündet der ORF den Act, nicht aber das Lied, und zwar am 30. Januar 2025. Die Niederlande verkündete bereits den kongolesisch-niederländischen Musiker Claude (21) als Act. Und Israel wählte in einer Show mit Yuval Raphael (24) eine Überlebende des Hamas-Massakers vom 7. Oktober 2023 als Vertreterin.

Schweizer Act wird Anfang März kommuniziert

Wer für die Schweiz in Basel auf der Bühne steht, ist noch unklar. Laut Informationen von Blick standen in der letzten Runde nur noch Frauen zur Auswahl, der Act müsste mittlerweile schon bestimmt sein. Bestätigen will SRF-Sprecherin Andrea Vogel das nicht: «Zu Gerüchten nehmen wir keine Stellung», sagt sie. Den Act für Basel 2025 wolle man Anfang März kommunizieren. Gut für uns: Als Vorjahressiegerin ist die Schweiz bereits fürs Finale vom 17. Mai 2025 gesetzt.

In welchem Halbfinale wir abstimmen dürfen und welche Nationen wo antreten, entscheidet sich bei der Semifinal-Auslosung heute Mittag um 12.30 Uhr in Basel. Diesen Event moderiert die SRF-Moderatorin Jennifer Bosshard (31) gemeinsam mit dem von der Fachhochschule Graubünden nominierten Jan Van Ditzhuijzen (30). Der dortige Studiengang «Multimedia Production» ist für den Livestream des Anlasses zuständig.

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