Darum gehts
- Schwedisches Trio Kaj will ESC-Sieg mit Sauna-Hymne holen
- Kaj repräsentiert schwedische Minderheit in Finnland mit finnisch-schwedischem Song
- Schweden steht kurz davor, mit 8 Siegen alleiniger ESC-Rekordsieger zu werden
Wird die St. Jakobshalle im Mai zur grössten Sauna der Schweiz? Mit der Hymne ans finnische Kulturgut «Bara bada bastu» (Geh doch einfach in die Sauna) will das Trio Kaj den achten ESC-Sieg für die Schweden am Eurovision Song Contest in Basel holen. Die Chancen stehen gut: In den Wettquoten liefern sie sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Österreicher JJ (23). Blick traf die drei Finnland-Schweden zum Interview in Zürich.
Das Trio gehört der schwedischen Minderheit in Finnland an und lebt in Vörå. Beim schwedischen Vorentscheid galten die drei vor ihrem Song als Aussenseiter, viele rechneten mit einem haushohen Sieg des ESC-Siegers von 2015, Måns Zelmerlöw (38). Doch schnell entwickelte sich ein Hype um «Bara bada bastu». «Der Titel bringt für alle etwas mit, das war mir vor dem Vorentscheid gar nicht bewusst», meint Kaj-Mitglied Jakob Norrgård (32). «Fans können den Tanz lernen, aber auch den Sauna-Teil mitsingen. Es macht uns stolz, dass Schweden nun auf unseren Stil setzt.»
Drei Finnen brachten Schweden zum Song in Landessprache
Zum ersten Mal seit Abschaffung der Pflicht fürs Singen in der Landessprache schickt das skandinavische Land einen Song auf Schwedisch zum ESC. «Unser Titel ist die perfekte Kombination zwischen Finnland und Schweden. Es ist ein schwedischer Song über eine grosse finnische Tradition. Es fühlt sich an, als würden wir der Bund dieser beiden Nationen repräsentieren.»
In ihrer Heimat feiern die Menschen ihren Einsatz fürs Nachbarland. Nach dem Sieg im Vorentscheid gingen Videos durchs Netz, in der die Finnen ihren Triumph auf der Strasse feierten. «Sogar im finnischen Teil, in dem wir nicht allzu bekannt waren vorher», sagt Kevin Holmström (31). Eine Teilnahme im finnischen Vorentscheid haben die drei nicht prinzipiell ausgeschlossen, «aufgrund der Sprache haben wir den schwedischen allerdings länger verfolgt. Darum fühlte sich das natürlicher an.»
Sauna zu Hause, auf Tour und bald auch in Basel?
Dass sie nun ein Lied über den Saunagang singen, scheint nicht überraschend. «Wir haben schon über viele Dinge gesungen, aber nie über Sauna. Also entschieden wir uns dafür. Auch weil es das Topklischee der Finnen ist», sagt Axel Åhman. «Wir feiern die Sauna tatsächlich. Wir haben eine zu Hause und auch auf Tournee. Auch für unser Hotel in Basel gaben wir den Wunsch an, eine Sauna im Hotel zu haben. Das ist perfekt für die Entspannung. Kein Wunder, wurde Finnland zum achten Mal in Folge zum glücklichsten Land der Welt gekürt.»
Kollege Kevin Holmström ergänzt: «Sauna ist gut für die physische, aber auch die mentale Gesundheit. Wir laden alle dazu ein. Unsere Sauna ist für alle da!» Ob sie wie der finnische ESC-Zweitplatzierte von 2013, Käärijä (31) einen Sauna-Truck zum ESC mitbringen, wissen Kaj noch nicht. «Wir sollten ihn anrufen und fragen, ob wir den Ausleihen dürfen.»
«Nichts scheint mehr unmöglich»
In die Schweiz reisten die drei ehemaligen Schulfreunde zum ersten Mal im März. Dann drehten sie im nationalen Sportzentrum Magglingen die Bilder für die Postkarte, die vor ihrem ESC-Auftritt in Basel eingespielt wird. «Vorher waren wir noch nie da. Aber schon dort waren die Berge beeindruckend. Bei uns ist alles flach», meint Kevin Holmström. Wenn Zeit bleibt, wollen sie auch in Basel die Natur erkunden, auf den Markt gehen, und Spezialitäten wie Fondue probieren.
Für die Schweden zum ESC zu fahren, das ist eine Ehre, aber zugleich auch eine Bürde. Die Nation steht kurz davor, alleiniger ESC-Rekordsieger zu werden und Irland zu überholen. Aber: «Ich fühle noch keinen Druck», sagt Jakob Norrgård. «Ich verarbeite erst noch, dass wir in Schweden gewonnen haben. Damit scheint jetzt nichts mehr unmöglich.»