Rätsel um Schweizer ESC-Star
Wo ist Nemo?

Nur noch rund 50 Tage bis zum Eurovision Song Contest. Doch um die Person, die diesen Event in die Schweiz brachte, wurde es immer stiller. Nun meldet sich Nemo mit der ersten Ankündigung zurück.
Publiziert: 22.03.2025 um 18:41 Uhr
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Aktualisiert: 22.03.2025 um 23:37 Uhr
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Nemo gab nach dem ESC-Sieg viele Konzerte, allerdings flachte der Hype um den ESC-Star ab.
Foto: STINA STJERNKVIST

Darum gehts

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Für viele war es jahrelang undenkbar. Umso grösser war die Euphorie, als die Schweiz am 11. Mai 2024 den Eurovision Song Contest nach 36 Jahren wieder gewann. Verantwortlich dafür: Nemo (25) und der Song «The Code». Die Schweiz hatte ihren eigenen Star am ESC-Himmel. Euphorisch wurde Nemo danach nicht nur in der Heimat Biel BE gefeiert. Doch dann wurde es immer stiller um den ESC-Star.

Während Nemo im Sommer viele Auftritte an Schweizer Festivals absolvierte, gab es nur ausgewählte Interviewtermine mit dem ESC-Star. Promo-Auftritte in nationalen und internationalen Shows waren höchst selten. Nemo präsentierte im Oktober 2024 im «ZDF Magazin Royale» bei Jan Böhmermann (44) die bis heute einzige veröffentlichte Single «Eurostar», im Dezember wurde der Auftritt an der Royal Variety Performance vor King Charles III. (76) ausgestrahlt.

Nemo ist seit Wochen stumm

Seit Januar ist es still um Nemo. Der Vertrag mit dem Schweizer Management ist Ende 2024 ausgelaufen. Anfragen werden vom Plattenlabel schlicht beantwortet: «Nemo ist im Studio. Wir können keine Interviewtermine bestätigen.» Auch auf sozialen Medien gibt sich Nemo nicht nahbar und meldet sich selten zu Wort. Der Act selbst verschob im Januar seine Europa-Tournee, die vor einer Woche hätte starten sollen. «Wenn ich es nicht zu meiner Priorität mache, mir genügend Zeit für neue Musik zu nehmen, wird sie keine Chance haben, grossartig zu werden», so Nemo. «Ich möchte das beste Werk schaffen, das ich je gemacht habe.»

Vereinzelt tritt Nemo doch noch ins Rampenlicht, beispielsweise beim Finale des schwedischen ESC-Vorentscheids Melodifestivalen Anfang März in Stockholm. Doch auch da blieb es bei der Darbietung der Jazz-Version von «The Code», auf ein Gespräch mit dem Moderationsteam und neue Informationen wartete man vergebens.

«Nemo entsprach für mich dem Zeitgeist in allen Facetten»

«Es scheint, als hätte Nemo seit dem ESC eine Wand aufgebaut», sagt die Schweizer Musikmanagerin Anita Maric (38). «Der Grund dafür ist schwer zu erklären. Vielleicht war Nemo mit dem Hype überfordert. Vielleicht hatte das Team so kurzfristig nicht die nötige internationale Ausrichtung und Strategie, um auf den globalen Markt optimal reagieren zu können.»

Sogar die «New York Times» berichtete über den Schweizer ESC-Star. «Ich sah Nemo schon in amerikanischen Talkshows und am Coachella-Festival, ähnlich wie Måneskin. Nemo entsprach für mich dem Zeitgeist in allen Facetten», so Maric.

Tatsächlich ist die italienische Band Måneskin das beste aktuelle Beispiel für ESC-Gewinner, die nach ihrem Sieg weltberühmt wurden. Sie gewann mehrere MTV-Awards und absolvierte 2023 eine Welttournee, die auf den Kontinenten Europa, Nord- und Südamerika, Asien und Australien in grossen Hallen haltmachte. Heute macht die Band eine Pause, die vier Mitglieder, allen voran Frontmann Damiano David (26), arbeiten an ihren Solokarrieren.

ESC-Siegerinnen und -Sieger haben es schwer

Allerdings ist Måneskin eine Ausnahme. Grundsätzlich haben es ESC-Erstplatzierte immer schwer, am Erfolg anzuknüpfen: «Emmelie de Forest, Conchita Wurst, Måns Zelmerlöw, Jamala, Salvador Sobral, Netta und Kalush Orchestra mögen in der Eurovisions-Fangemeinde wohlbekannte Namen sein und sie mögen in ihren Heimatländern stabile Karrieren haben, aber keiner von ihnen war in der Lage, einen Nachfolgesong für seinen Eurovisionssieg zu produzieren, der ausserhalb seines Heimatlandes etwas bewirkt hat», sagt der schwedische ESC-Reporter Torbjörn Ek (47) von «Aftonbladet». «Den ESC zu gewinnen, kann also ein Segen sein, aber auch ein Fluch, da man für immer mit diesem einen Song in Erinnerung bleiben wird und alles, was man tut, mit ihm verglichen wird. Das ist bei Nemo nicht anders.»

Selbst Loreen (41), die 2023 nach 2012 den ESC zum zweiten Mal gewonnen hat, wurde kein Weltstar. «Sie hat den Wettbewerb zweimal gewonnen, und trotzdem verkauft sie keine Arenen aus. Aktuell tourt sie durch Europa und tritt in mittelgrossen Hallen auf, vor 2000 bis 4000 Zuschauern. Das ist keine schlechte Karriere, aber sie ist nicht annähernd so gross wie die von Superstars», so Ek.

Lys Assia, Céline Dion und Nemo
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ESC-Erfolge der Schweiz:Lys Assia, Céline Dion und Nemo

Auch bei Conchita liefs nicht rund

Ein weiteres Beispiel für einen grandiosen Sieg, aber eine ruhigere Nachfolgezeit, zeigt sich bei der österreichischen ESC-Siegerin Conchita Wurst (36). Nachdem sie mit «Rise Like a Phoenix» als Dragqueen mit Bart die Aufmerksamkeit von ganz Europa bekommen hatte, blieb es länger ruhig um sie. «In Österreich haben wir mehr von ihrer Karriere erwartet», sagt Christian Ude (57), Redaktor der dortigen «Kleinen Zeitung». «Der Fehler bei Conchita war, dass sie zu lange mit den Plattendeals gepokert hat und alle zu lange auf die zweite Single warten mussten. Auch eine Tournee gabs nicht, das war bei Nemo anders.»

Aber: Conchita Wurst startete als Moderatorin einen neuen Berufszweig und gehörte 2015 sogar zum Moderationsteams des ESC in Wien. «Heute ist sie eine etablierte Moderatorin und Schauspielerin. Auf einen weiteren grossen Musikhit warten wir aber noch. Conchitas Vorteil: Sie ist in fast jedem Musikgenre zu Hause», so Ude.

Nemo verspricht Überraschungen für April

Derweil laufen in Basel die Vorbereitungen auf den hiesigen Eurovision Song Contest auf Hochtouren. Wie Nemo dort involviert sein wird, ist unklar. Von der Medienstelle heisst es: «Nemo wird einen aktiven Part in Basel haben.» Details gebe es dann Mitte April. Fragen zur aktuellen Management-Situation, zu Nemos mentaler Gesundheit und dem weiteren Fahrplan liess Nemos temporäres Management unbeantwortet.

Zu Wort gemeldet hat sich aber Nemo selbst. April scheint ein wegweisender Monat zu werden. Am Donnerstag meldete sich der ESC-Star auf Instagram und versprach: «Ich weiss, wir hängen alle noch im März fest, aber ich will euch sagen, dass April DER MONAT sein wird. Wer mag Überraschungen?» Wird bald das zweite Nemo-Feuerwerk nach Malmö gezündet?

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